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Leinen los! — Mit der Fähre in den Campingurlaub in Nordeuropa

Auf dem Weg in den hohen Norden Europas spart die Fähre im Vergleich zu einer Anreise über den Landweg nicht nur Zeit, Sprit und Mautgebühren, sondern kann der Reise auch ein zusätzliches Highlight bescheren. Einfach eine Weile ausruhen und genießen, während es weiter gen Norden geht.

Doch gerade vor der ersten Fährreise in den Norden stellen sich viele Camper oft die Frage, was es bei einer solchen Überfahrt zu beachten gibt. Dieser Artikel soll einige dieser Fragen klären.

1. Planung und Buchung

Zu Beginn einer Reise steht immer die Planung. Zu welcher Jahreszeit soll es in den Norden gehen, wohin genau, wie lange soll die Reise dauern und soll es auf der gleichen Route zurückgehen? Diese und viele andere Fragen sollten zuerst geklärt werden. Doch welche Fährverbindungen in den Norden Europas gibt es eigentlich?

Direkte Fährverbindungen von Deutschland aus:

  • Fährverbindungen nach Dänemark:
    • Puttgarden – Rødby
    • Rostock – Gedser
  • Fährverbindung nach Finnland:
    • Travemünde – Helsinki
  • Fährverbindung nach Norwegen:
    • Kiel – Oslo
  • Fährverbindungen nach Schweden:
    • Kiel – Göteborg
    • Travemünde – Malmö
    • Travemünde – Trelleborg
    • Rostock – Trelleborg
    • Rostock – Nynäshamn
    • Sassnitz – Ystad

Weitere Fährverbindungen in den Norden:

  • Nach Island (Seyðisfjörður) geht es mit der Fähre von Dänemark (Hirtshals) aus. Auf der Hin- oder Rückfahrt ist auch ein Aufenthalt auf den Färöer-Inseln (Tórshavn) möglich, da die Fähre über die Färöer-Inseln nach Island und zurück fährt.
  • Vom Fährhafen Hirtshals in Dänemark geht es außerdem nach Norwegen. Hier werden Routen nach Kristiansand, Larvik, Langesund, Stavanger oder Bergen angeboten.
  • Schwedenreisende nutzen auch gerne die „Vogelfluglinie“ über Dänemark, die die Fähren Puttgarden (DE) – Rødby (DK) und Helsingør (DK) – Helsingborg (SE) beinhaltet.
  • Für Norwegenreisende ist auch eine Fährfahrt ab Holland denkbar. Die Fährverbindung von Eemshaven in Groningen, Niederlande nach Kristiansand im Südosten Norwegens geht im April 2022 an den Start.
  • Selbstverständlich verbinden Camper auch gerne den Besuch verschiedener Länder miteinander und nutzen zum Beispiel die Routen Kopenhagen (SE) – Oslo (NO), Stockholm (SE) – Helsinki (FI), Kapellskär (SE) – Naantali (FI) oder Nynäshamn (SE) – Hanko (FI), um nur einige Beispiele zu nennen.

Eine Übersicht mit den Fährverbindungen und welche Fährgesellschaft wohin fährt gibt es im aktuellen NordCamper 2022!

Ist die Entscheidung für die Reisezeit und eine Route gefallen, kann es an die Buchung gehen. Rechtzeitig buchen zahlt sich auch bei Fährüberfahrten oft aus, denn viele Reedereien bieten attraktive Frühbucherrabatte an. Je nach Jahreszeit gibt es auch Paketpreise, was gerade für Besitzer von kleineren Campern interessant sein kann, die ggf. noch in die Kategorie Pkw fallen. Auch etwas Flexibilität bezüglich des An- und Abreisedatums kann helfen, etwas zu sparen, weil beispielsweise die Abfahrt an einem Wochentag günstiger sein kann als am Wochenende. Bei der Buchung muss die Länge (und ggf. die Höhe) des Fahrzeugs mit dem man reist, angegeben werden. Hierbei ist zu bedenken, dassdie tatsächliche Länge anzugeben und zu zahlen ist. Einen angebauten Fahrradheckträger (oder ähnliche Anbauten) muss man also unbedingt mitmessen oder für die Überfahrt im Mobil verstauen.

Bei der Buchung kann nun auch ausgewählt werden, ob eine Kabine gewünscht wird (bei Überfahrten mit Übernachtung dringend zu empfehlen und evtl. obligatorisch) und welchen Kabinentyp man buchen möchte. Gerade bei kürzeren Überfahrten können aber auch Sitzplätze gebucht werden. Auch Mahlzeitenpakete können oft im Voraus gebucht werden, was in der Regel günstiger ist, als diese nachträglich an Bord zu bezahlen. Weitere Zusatzleistungen, wie zum Beispiel die Nutzung des Schiffs-WLANs, Strom für den Camper während der Überfahrt oder Wellnessangebote können, je nach Angebot, ebenfalls meist schon vorab gebucht werden.

Reisende mit Haustieren können im Buchungsprozess in der Regel auch ihr Haustier angeben und erhalten weitere Informationen direkt in der Buchungsmaske. Ob die Tiere mit in eine spezielle Kabine können oder im Fahrzeug/einer Box verbleiben, richtet sich nach Fährgesellschaft, Fährroute und Dauer der Überfahrt. Vor der Buchung unbedingt informieren, ob und unter welchen Bedingungen das Haustier in das Urlaubsland einreisen darf.

2. Vorbereitungen vor der Reise

Neben den ganz normalen Reisevorbereitungen sollte beim Packen des Wohnmobils oder Wohnwagens bedacht werden, dass ein Rucksack oder eine Reisetasche extra gepackt werden sollte, um sie mit auf die Fähre zu nehmen. Der Inhalt richtet sich natürlich nach der Dauer der Überfahrt. Platz sollte aber auf jeden Fall für die Reiseunterlagen und Wertgegenstände gelassen werden und vielleicht für ein Buch, um sich an Bord die Zeit zu vertreiben. Auch Sonnenschutz ist keine schlechte Idee, für Überfahrten bei schönem Wetter, um die Außenbereiche unbeschwert genießen zu können.

Beim Befüllen des Kühlschranks ist weniger jedoch mehr. Auf vielen Fähren ist es nicht möglich, Strom für das Campingfahrzeug zu bekommen und da das Gas vor der Überfahrt abgedreht werden muss, ist das Mitführen von Tiefkühlkost bei längeren Überfahrten eher ungünstig. Für die Grundausstattung im Kühlschrank helfen zusätzliche Kühlakkus.

Reisende mit Haustier sollten rechtzeitig vor Reiseantritt checken, ob ihr Haustier alle erforderlichen Impfungen erhalten hat, ob etwas aufzufrischen ist und ob alle Papiere vorhanden und aktuell sind.

Das erste Mal mit einem (oder diesem) Wohnmobil/Gespann unterwegs? Es schadet sicher nicht zuvor z.B. auf einem Parkplatz das Rangieren etwas zu üben. Keine Angst, das Auffahren auf eine Fähre ist zwar nicht kompliziert, aber es schadet generell nicht, ein gutes Gefühl für das Fahrzeug zu haben.

3. Der Anreisetag und Check-in

Die bei der Buchung angegebenen Check-in-Zeiten sollten auf jeden Fall beachtet werden. Wer einen langen Anfahrtsweg hat, keinesfalls zu spät kommen, aber auch nicht Stunden vorher auf dem Hafengelände stehen möchte, kann ggf. am Vortag anreisen und einen Stellplatz in Hafennähe nutzen. Vielleicht ist so sogar noch etwas Zeit, die Gegend zu erkunden.

Bei Ankunft am Hafen sollten für den Check-in alle Ausweise, sowie die Buchungsbestätigung, bzw. die Buchungsnummer bereitgehalten werden. Am Check-in-Terminal erhält man die Bordkarten und evtl. bereits Zimmerkarten und Karten für weitere Leistungen, sowie den Hinweis, das Gas vor Fahrtantritt abzudrehen und den Gaskasten mit einem Aufkleber zu versehen. Anschließend wird man in der Regel auf eine Wartespur geleitet.

4. Warten an der Fähre

Während des Wartens auf das Einschiffen unbedingt darauf achten, nicht nur den Motor auszumachen, sondern am besten den Schlüssel ganz abzuziehen, damit es nicht zu bösen Überraschung kommt. Regelmäßig springt ein Fahrzeug in der Warteschlange nicht mehr an, weil noch Licht an war und/oder das Radio lief.
Außerdem ist es nun Zeit, das Gas abzudrehen, den entsprechenden Aufkleber anzubringen und die letzten Dinge wie Reiseunterlagen und Ausweise oder Medikamente in der Tasche für die Fähre zu verstauen. Es lohnt sich, noch einmal genau zu überlegen, ob man alles hat, denn in der Regel kann das Fahrzeugdeck während der Fahrt nicht betreten werden.

5. Auffahren

Es geht los, das Warten hat ein Ende und das Einschiffen beginnt. Ist die eigene Wartespur an der Reihe, folgt man einfach dem Lotsenfahrzeug bzw. dem Vordermann. An Bord wird jedes Fahrzeug zu seinem Platz gelotst und dort eingewiesen, also keine Angst. Lediglich beim Auffahren auf die Laderampen der Fähre sollten vor allem Mobile mit einem langen Überhang langsam fahren, um ein Aufsetzen zu vermeiden.

6. Ankunft an Bord

Die Parkposition ist erreicht? Dann noch rasch alles ausschalten und das Autodeck zügig zusammen mit der bereitgestellten Tasche verlassen. Hundebesitzer sollten ihr Tier bereits im geschlossenen Mobil vor dem Verlassen desselben anleinen, da die Situation doch aufregend für Tier und Halter sein kann.
Evtl. geht es jetzt noch zur Rezeption, um den Kabinenschlüssel zu holen und den WLAN-Code oder Ähnliches zu holen. Oft hat man den Kabinenschlüssel bzw. die Magnetkarte schon beim Check-in erhalten und kann direkt auf die Kabine. Vorsicht: Handy und Magnetkarten vertragen sich nicht, also unbedingt getrennt voneinander aufbewahren.

7. Während der Überfahrt

Bei Ankunft an Bord oder beim Beziehen der Kabine erhält man oft das Bordprogramm und einen Lageplan, um sich zu orientieren. Auch der Fernsehbildschirm zeigt oft die wichtigsten Informationen. Restaurants, Bars, Shops, Kinderspielbereiche und manchmal sogar Shows, Saunen, Wellnessbereiche oder sogar Schwimmbäder können sich an Bord befinden. Größe, Ausstattung und das Programm der Fähren entscheiden sich sehr voneinander.
Das Grundlegendste verpasst man allerdings keinesfalls. Wichtige Informationen erreichen per Lautsprecherdurchsage auch die Kabinen, so kann man beispielsweise die Ankunft am Zielhafen nicht verschlafen.

8. Ankunft am Zielhafen

Hat die Fähre ihren Zielhafen erreicht, beginnt auch direkt das Ausschiffen. Man sollte sich also zügig zum Autodeck begeben und sich abfahrbereit machen. Je nachdem, wo man steht, kann es nun schnell gehen. Lange Gespanne/Mobile sollten auch hier daran denken, langsam über die Rampe zu fahren.
Zwischen dem Verlassen der Fähre und dem Beginn der Weiterreise steht nun ggf. nur noch eine Zoll- oder Ausweiskontrolle, bevor es weitergeht durch den Norden Europas.

Fazit

Die Anreise mit der Fähre ist bei entsprechender Vorbereitung eine entspannte Sache und in vielen Fällen nicht viel teurer als die Anreise über den Landweg, wenn man die Kosten für Sprit, Maut, zusätzliche Übernachtungen etc. bedenkt.
Also: Leinen los und eine gute Reise!

Wer mehr über eine Wohnmobilreise nach Skandinavien lesen möchte, der findet im aktuellen NordCamper 2022 viele hilfreiche Informationen, Tipps und auch Berichte. Unter anderem findet man auch eine Übersicht der Fährverbindungen und worauf man achten muss, wenn man mit Hund Richtung Skandinavien reisen will.
Wer nicht genug bekommt, der kann gerne auch in den vorherigen NordCamper 2021 und NordCamper 2020 blättern.

Text & Fotos: Sina Kaiser

Über den Autor

NORDIS Redaktion

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