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64. Nordische Filmtage Lübeck

Das größte Festival des Skandinavischen und Baltischen Films in Europa

Vom 2. – 6. November 2022 verwandelt sich Lübeck zum europäischen Zentrum für den Skandinavischen und Baltischen Film. Das Festival bringt über 173 Filme in 212 öffentlichen Vorstellungen in den Lübecker Spielstätten zur Aufführung. Über 70 % des Programms stehen auch via Stream für das Publikum deutschlandweit zur Verfügung.

© Nordische Filmtage Lübeck | Olaf Malzahn

Insgesamt werden im Rahmen des Festivals zwölf Jury- und Publikumspreise mit einer Gesamtdotierung in Höhe von 63.000 EUR vergeben, darunter der neu gestiftete Preis für den besten Nordischen und Baltischen Kurzfilm sowie der undotierte Ehrenpreis, der in diesem Jahr an den isländischen Regisseur Friðrik Þór Friðriksson geht. Bis auf den Ehrenpreis, der bei der Eröffnung des Festivals am 2. November überreicht wird, werden die Preise zum feierlichen Abschluss des Festivals am 6. November im Theater Lübeck verliehen.

„Unser Publikum kann sich einmal mehr auf einen kraftvollen Auftritt der baltischen und nordischen Länder in allen Sektionen freuen. Das Programm in allen Sektionen zeichnet sich durch eine überwältigende Vielfalt an Formen und Genres aus und ist eine deutliche Einladung zur Rückkehr ins Kino, zum gemeinsamen Erlebnis auf der großen Leinwand“, sagt Thomas Hailer, Künstlerischer Leiter der Nordischen Filmtage.

Geschäftsführerin Susanne Kasimir ergänzt: „Unser herzlicher Dank geht an unsere alten und neuen Förderer und Sponsoren, von denen einige sogar ihr Engagement ausgeweitet haben. Dem ungestörten Filmvergnügen steht nichts im Weg. Gemeinsam mit unseren Dienstleistern tun wir alles für die Sicherheit des Publikums. Mit behutsamen Änderungen im Festivalbetrieb gewährleisten wir auch dieses Jahr reibungslose Abläufe in den Spielstätten.“

Das Filmprogramm wird in insgesamt neun Festivalsektionen präsentiert und umfasst Filme, Serienepisoden und immersive Werke aus dem Norden und Nordosten Europas. Im Wettbewerb Spielfilm kommen 14 Filme zur Aufführung, der Wettbewerb Dokumentarfilm umfasst 18 Beiträge. 32 aktuelle Kurzfilme laufen in 5 Programmblöcken bei den Nordic Shorts, das Filmforum präsentiert 36 Produktionen aus Schleswig-Holstein und Hamburg, davon 23 Spielfilme, 14 Dokumentarfilme und eine Serie. Für junges Publikum ab vier Jahren bietet die Sektion Kinder- und Jugendfilme mit 29 Filmen wie gewohnt Kinoerlebnisse im regulären Programm und in zusätzlichen Schulvorstellungen an.

„Das Mädchen im Frack“ von Karin Swanstrom, Schweden 1962, wird im Rahmen der „Retrospektive“ gezeigt || © Swedish Film Institute

In der Sektion Serien, die erstmalig von der renommierten Filmjournalistin und Festivalexpertin Wendy Mitchell kuratiert wird, kommen 8 neue Produktionen zur Aufführung. Insgesamt 16 filmische und künstlerische 360°-Arbeiten zeigen die Nordischen Filmtage Lübeck im Rahmen der neuen Sektion Immersion 360° im Infinity Dome auf dem Klingenberg, ein großer mobiler Full Dome mit einem Außendurchmesser von fast 20 Metern. Die diesjährige Retrospektive erzählt unter der Überschrift „Cross und Queer“ in 14 Filmen aus den Jahren 1921 bis 1981 von Kleidervielfalt und Geschlechteridentitäten. In der Hommage an den Ehrenpreisträger Friðrik Þór Friðriksson werden fünf seiner wichtigsten Filme präsentiert. Zusätzlich zum öffentlichen Filmprogramm bieten die Nordischen Filmtage ein Rahmenprogramm für die Filmbranche. An der Branchenveranstaltung Lübeck Meetings nimmt nationales und internationales Fachpublikum teil.

Die 64. Nordischen Filmtage Lübeck eröffnen am Mittwoch, 2. November um 19 Uhr mit dem dänischen Dokumentarfilm „Music for Black Pigeons“ von Jørgen Leth und Andreas Koefoed. „Music for Black Pigeons“ stellt einflussreichen Jazzmusikern existenzielle Fragen: Wie fühlt es sich an, zu spielen, und was bedeutet es, zuzuhören? Über einen Zeitraum von 14 Jahren haben die Filmemacher den dänischen Komponisten und Gitarristen Jakob Bro begleitet und seine musikalischen Begegnungen mit den gefeierten und exzentrischen Musikern aus verschiedenen Generationen und Nationen beobachtet. Zur Deutschlandpremiere in Lübeck haben sich die Regisseure Jørgen Leth and Andreas Koefoed, der Musiker Jakob Bro und Produzent Emile Hertling Péronard angekündigt.

Der diesjährige Eröffnungsfilm: „Music for Black Pigeons“ || © Ánorâk Film Denmark
4 Fragen an Thomas Hailer – Thomas Hailer ist Künstlerischer Leiter der Nordischen Filmtage in Lübeck.
© Alex Janetzko

Sie sind Künstlerischer Leiter des Festivals. Was macht in Ihren Augen die diesjährige Filmauswahl aus? Welche Strömungen oder Tendenzen lassen sich in diesem Jahrgang erkennen?

Unser Programm wirkt sehr zeitbezogenen, an allen Ecken und Enden ist das Unbehagen zu spüren, die Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen. Sowohl in den Spielfilmen als auch in dokumentarischen Arbeiten, die Protagonistinnen und Protagonisten reiben sich an der Wirklichkeit, sind widerborstig und nicht gewillt, ihre Lebensumstände weiter hinzunehmen. Ansonsten kann ich nur bewundernd feststellen, dass die Filmproduktion in den nordischen und baltischen Ländern pulsiert wie eh und je, die gezielte Förderung junger Talente zahlt sich aus und ermöglicht uns hier in allen Sektionen die Präsentation vielversprechender Debüts. Das schlägt sich am Ende dann auch in der Vielfalt von Formen und Genres nieder. Von Body-Horror bis zum Historiendrama ist eigentlich alles vertreten.

Wie finden Sie die Filme? Wer ist noch an der Filmauswahl beteiligt?

Unsere Recherche läuft ganzjährig, das heißt, dass wir zu Beginn der Saison schon ziemlich genaue Vorstellungen haben, was für die Nordischen Filmtage infrage kommen könnte. Bei Festivalbesuchen und Auswahlreisen konkretisiert sich das im Laufe der Vorbereitungen. Hinzu kommen noch selbständige Film- und Serieneinreichungen, die wir jedes Jahr neu ausschreiben. Für die einzelnen Sektionen sind unsere Kuratorinnen und Kuratoren verantwortlich, mir als Künstlerischer Leiter obliegt die Auswahl der Spielfilme für den NDR-Filmpreis, den Baltischen und den Kirchlichen Filmpreis Interfilm sowie für den Dokumentarfilmpreis des DGB Nord. Das mache ich gemeinsam mit Sandra Jung, unserer Programm-Managerin, bei der sich jahrelange Erfahrung mit einem exquisiten Filmgeschmack bündeln.

Zum Festival gehören immer auch Gäste und Filmschaffende, um über ihre Filme zu sprechen. Wen dürfen die Besucherinnen und Besucher erwarten?

Unser Ehrenpreisträger Fridrik Þór Fridrikson wird von Anfang an hier sein und auch an den Filmgesprächen in seiner Hommage teilnehmen. Altmeister Jørgen Leth und Jazz-Legende Jakob Bro begleiten ihren wunderbaren Eröffnungsfilm „Songs for Black Pigeons“. Annette K. Olesen, im letzten Jahr noch als Laudatorin für Trine Dyrholm zu Gast, präsentiert ihren neuen Spielfilm. Außerdem freuen wir uns auf zahlreiche alte Bekannte, frühere Preisträger wie die isländischen Regisseure Baldvin Z. oder Gudmundur Arnar Gudmundsson. Ihre Premieren im Filmforum werden Pepe Danquart, Jan Georg Schütte und Alice Dwyer begleiten, um nur einige zu nennen. Von großer Wichtigkeit sind aber auch die neuen Namen: Franciska Seifert Eliassen und Hallvar Witzø aus Norwegen, deren Spielfilmdebüts unterschiedlicher nicht sein könnten oder die Dänin Katrine Brocks. Die Nordischen Filmtage waren für Entdeckungen ja schon immer gut …

Es ist klar, dass Sie das komplette Programm sehenswert finden, sonst hätten Sie die Filme nicht eingeladen. Aber welche Filme, welche Attraktionen sollten wir nicht verpassen? Was sind Ihre persönlichen Highlights?

Niemand sollte sich die Chance entgehen lassen, die Filme von Fridrik Þór Fridrikson noch einmal auf der großen Leinwand zu sehen. Mit „Children of Nature“ wurde er auf einen Schlag berühmt und als ich den Film jetzt wieder gesehen habe, war mir auch klar warum: Der Film haut einen immer noch um. Die Nordic Shorts zeigen eine Werkschau von „det sporadiske filmkollektivet“, eine großartige Chance, die Arbeiten aus diesem norwegischen Power House des Kurzfilms mal am Stück zu sehen. Last not least unser InfinityDome mit 360°-Arbeiten: Zu sehen sind Werke des legendären dänischen Lichtkünstlers Thomas Wilfred, atemberaubend. Außerdem die deutsche Premiere von Arran 360°, das sind sieben kurze immersive Filme von Sámi-Künstler:innen, die dieses innovative Format zur Verhandlung ihrer ureigensten Themen nutzen. Es geht um die Grundlagen ihrer Spiritualität, aber vor allem um die Bedrohung ihres Lebensraumes – durch willkürlich gezogene Grenzen und den Klimawandel.


Das Programm steht ab sofort unter www.nordische-filmtage.de online zur Verfügung.

Der Kartenvorverkauf startet am Samstag, 29. Oktober 2022 um 15:00 Uhr im CineStar Filmpalast Stadthalle Lübeck und online über die Festival-Webseite sowie über www.cinestar.de. Das Streaming ist ab 2. November, 19 Uhr, bis zum Ende des Festivals möglich.

© Titelbild: Nordische Filmtage Lübeck | Olaf Malzahn
© Text: Nordische Filmtage Lübeck

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