Norwegen Rundreisen

Im Spätwinter durch die Provinz Troms og Finnmark

Ob es wohl etwas Schöneres gibt als Nordeuropa im Winter? Für unsere kleine dreiköpfige Reisegruppe war das schwer vorstellbar. Die erste Woche unserer Tour in Norwegen und Finnland hatte uns bereits durch Tromsø und Kilpisjärvi geführt. Nun wollten wir in der zweiten Hälfte der Reise über Alta, Olderdalen und Furuflaten zurück nach Tromsø.

Wir machten uns an diesem Morgen Mitte März vom finnischen Kilpisjärvi aus auf den Weg. Vor uns lagen etwa 370 km Autofahrt – da wir ansonsten fast dieselbe Strecke wie auf der Hinreise gesehen hätten, hatten wir uns entschlossen, durch das Landesinnere zu fahren. Das gab uns die Möglichkeit zu einem Abstecher in das Tunturi-Lapin luontokeskus in Hetta. In dem schön gestalteten Naturzentrum findet sich eine Auswahl an Souvenirs, Büchern sowie eine dreisprachige Ausstellung (Nordsamisch, Finnisch und Englisch), die über die örtliche Kultur und Natur informiert.

Waren wir bisher der E8 gefolgt, bogen wir nun auf die E45, um über Kautokeino schließlich nach Alta zu gelangen. Kurz hinter der finnisch-norwegischen Grenze wurden wir allerdings ausgebremst: Vor uns wurde eine riesige Herde Rentiere über die Straße getrieben. An ein Durchkommen war nicht zu denken. Wir schalteten also den Motor aus und genossen das Spektakel aus nächster Nähe. Der Rest der Fahrt verlief ereignislos und so erreichten wir kurz nach Sonnenuntergang unser Etappenziel. Den Abend ließen wir mit einem Spaziergang ausklingen und konnten uns an Polarlichtern erfreuen, die uns ausgerechnet in einem hell erleuchteten Industriegebiet überraschten.

Strand, Berge und Polarlichter in Alta

Da gutes Wetter vorhergesagt war, wollten wir für die kommende Nacht auskundschaften, ob es nicht vielleicht einen besseren Ort für die Polarlichtbeobachtung geben könnte. Der östlich von Alta gelegene und mit dem Auto innerhalb einer Viertelstunde zu erreichende Latharistrand erschien uns vielversprechend. Hier verbrachten wir über eine Stunde damit, die herrliche Kulisse aus Bergen und Meer zu genießen. An Fotomotiven mangelte es nicht: Hier eine einsame Muschel im Sand, dort eine Spiegelung im absolut glatten und klaren Wasser…

Im Anschluss an unseren Strandausflug wurde es anstrengend: Wir stiegen auf den Komsatoppen. Dieser ist mit 213 m über dem Meeresspiegel zwar nicht allzu hoch, aber die Kombination aus Sonnenschein und antauendem Schnee machten das Ganze zu einer rutschigen Angelegenheit, bei der man schon mal ins Schwitzen geriet. Mit welcher Leichtigkeit sich die Einheimischen auf dem Eis bewegen können, wird für uns wohl ein Rätsel bleiben. Oben angekommen wurden wir mit einer großartigen Aussicht über die Stadt und das Umland belohnt. Auch unser Vorhaben, abends am Latharistrand Polarlichter zu betrachten, war von Erfolg gekrönt. Sich am Strand auf eine Eisplatte zu legen und die grün tanzenden Lichter direkt über einem zu bewundern, das hat schon etwas.

Nach so vielen Naturerlebnissen gönnten wir uns am folgenden Tag wieder etwas Kultur. Zunächst besichtigten wir die Nordlichtkathedrale, deren hell und modern gestaltetes Inneres uns mehr zusagte als die Fassade. Nachmittags stand ein Besuch im Alta Museum an. Leider war ein Teil wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich und der Außenbereich mit den berühmten Felsritzungen jahreszeitlich bedingt geschlossen. Trotzdem war die Ausstellung interessant und lehrreich, sodass die zwei Stunden, die wir vor der Schließung hatten, eigentlich zu wenig Zeit waren.

Rund um den Lyngenfjord

Auf unserer Fahrt von Alta nach Olderdalen folgten wir der E6 Richtung Narvik. Meist schlängelte sich die Straße die Küste entlang und lud dazu ein, die ein oder andere Fotopause einzulegen. Unsere nächste Unterkunft war direkt am Fähranleger von Olderdalen gelegen und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, den Sonnenuntergang am Wasser zu verbringen. Einmal mehr staunten wir über die unwirklich anmutende Landschaft, in der die Berge direkt dem Meer zu entspringen schienen.

Am nächsten Vormittag wagten wir uns mit dem Olderdalen rundt an einen Rundwanderweg – oder zumindest versuchten wir es. Am Anfang und Ende folgten wir dem offiziellen Weg, zwischendurch kamen wir aber einige Male davon ab. Vermutlich ist die Wegführung im Sommer offensichtlich, unter den Schneemassen war jedoch nicht immer eindeutig, wo es lang gehen sollte. Schließlich entwickelten wir die Strategie, den Schneemobilspuren zu folgen, um zurück in den Ort zu gelangen. Trotz dieser kleinen Umstände war es eine schöne Wanderung bei gutem Wetter vor einem traumhaften Bergpanorama. Spuren im Schnee und andere Hinterlassenschaften zeigten uns, dass auch Elche sich gerne durch das Tal bewegen.

Nutzt man die Fähre, befindet sich Furuflaten, wo wir unsere letzten beiden Übernachtungen verbrachten, nur knapp 30 km von Olderdalen entfernt. Da wir aber unterwegs eine weitere Wanderung eingeplant hatten, fuhren wir stattdessen die 112 km um den Lyngenfjord herum. Wir hatten uns vorgenommen, den 4,4 km langen Wanderweg zur Steindalshytta im Steindalen-Tal zumindest ein Stück weit zu gehen. Vom Parkplatz am IMA Tursenter aus folgten wir der Beschilderung ins Tal. Die Wanderroute verläuft entlang eines Flusses, den wir zwar rauschen hörten, unter dem Schnee allerdings häufig nicht zu sehen bekamen. Dafür gab es abseits des Weges immer wieder Löcher im Untergrund aus Schnee und Eis, durch die man einen Blick auf das fließende Wasser werfen konnte. Das sah nicht überall vertrauenserweckend aus, sodass wir bedacht darauf waren, nicht vom Weg abzukommen. Es ging vorbei an bizarren Eisformationen, die die hohen Felswände weiß und blau schimmern ließen, während der Pfad bergauf durch das Tal führte. Unterwegs begegneten uns lediglich einige Skiläufer und eine weitere Wandergruppe. Schließlich kam die Hütte in Sichtweite. Hier kehrten wir um und folgten demselben Weg zurück.

Am vorletzten Urlaubstag verschlug es uns nach Lyngseidet, dem Verwaltungssitz der Lyngen Kommune. Dort legt auch die von Olderdalen kommende Fähre an. Das anfangs gute Wetter nutzten wir, um am Wasser spazieren zu gehen. Da es bald allerdings windig wurde und Schneeregen einsetzte, entschieden wir uns gegen weitere Wanderungen in den Lyngenalpen.

Schließlich war es so weit, wir mussten den Heimweg antreten und so gelangten wir wieder nach Tromsø, wo unsere Reise zwei Wochen zuvor ihren Anfang genommen hatte. Inzwischen lag dort deutlich weniger Schnee und die Straßen waren kaum noch vereist. Der Frühling nahte. Zeit für uns, den Norden zu verlassen und vom nächsten Winter zu träumen.

Text & Bilder: © Finnpottblog

Über den Autor

Finnpottblog

Auf unserem zweisprachigen Blog halten wir – das sind Miriam und Ristomatti – unsere Familien und Bekannten in Deutschland und Finnland auf dem Laufenden. Besonders gerne berichten wir von unseren Reisen in den Norden und unseren Erfahrungen dabei, finnische Rezepte in der heimischen Küche auszuprobieren. Daneben spielen auch Phänomene der finnischen Sprache immer wieder eine wichtige Rolle bei uns.

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