Wir sitzen in der Osloer T-Bahn. Ziel: der Nationalpark Østmarka. Gibt es eine zweite Hauptstadt in Europa, von der man mit dem öffentlichen Nahverkehr einen Nationalpark erreichen kann? Zumindest wird man lange suchen müssen. Schon vor rund 100 Jahren wurde die Gegend an das Vorstadtbahnnetz angeschlossen. An der Station Skullerud steigen wir aus, Kurs Ost. Nach wenigen Minuten passieren wir die Skullerudstua – ein uriges Restaurant.
Für eine Pause ist es aber viel zu früh. Kurz darauf erreichen wir den Wald.
© Text und Bilder: Karsten Zeidler, Titelbild: idyllischer Trollsee

Vor Antritt der Wanderung haben wir die sehr zu empfehlende App „Ut“ heruntergeladen, die uns sehr bei der Orientierung hilft. Ohne die App hätten wir gar nicht bemerkt, dass wir nach rund einer halben Stunde den Nationalpark erreichen. Die Beschilderung könnte also noch komplettiert werden. Allerdings ist das nicht überraschend: der Nationalpark wurde erst vor zwei Jahren ausgewiesen. Da kann noch nicht alles perfekt sein.
Über 10 Jahre hat es gedauert, das Tauziehen zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen mit Ansprüchen von Naturschutz und Freizeitnutzung. Herausgekommen ist ein Kompromiss. Weite Teile des Nationalparks dürfen die Besucher weiter wie gewohnt nutzen: zum Rad fahren, Baden, Zelten usw. Andere Teile sind stärker geschützt – hier ist der Naturschutz die Nr. 1. Der Nationalpark erstreckt sich über Teile von Oslo, außerdem über mehrere Nachbargemeinden. Der höchste Berg ist immerhin fast 400 Meter hoch. Im Wesentlichen ist der Park ein hügeliges Waldgebiet, in dem immer wieder Seen eingestreut sind.




Wir durchwandern einen Wald mit teils steinigen Wegen, gesäumt von glatt abgerundeten Felsbuckeln – hier hat eindeutig die letzte Eiszeit Spuren hinterlassen. Highlights sind die idyllischen, oft von Schilf gesäumten Seen wie der Trollsee, der Rundsee und der Schmale See.
Wir erreichen die auf einer Anhöhe gelegene Østmarkskappelle – ein Gemeindehaus. Hier finden Gottesdienste statt, sie wird aber auch von Chören und Kindergartengruppen genutzt.
Mehr zufällig entdecken wir an mehreren Stellen Orchideen – nach unseren Recherchen ist es das Gefleckte Knabenkraut. Außerdem erspähen wir den sehr unauffälligen Rundblättrigen Sonnentau. Der Name und die winzige Größe täuschen darüber hinweg, dass es das Pflänzchen faustdick hinter den Ohren hat. Es ist eine fleischfressende Pflanze, konkret: sie ernährt sich u.a. von Insekten.
Dort wo wir uns auf steinigen, teils steilen Wegen beim Wandern mühen, begegnen wir hin und wieder sportlichen, furchtlosen Einheimischen: joggend oder Mountainbike fahrend. Ganz einsam ist es hier nicht, aber auch nicht überfüllt.
Nach 3 Stunden erreichen wir wieder den Ausgangspunkt der Wanderung. Die Tour hat Lust auf mehr Østmarka gemacht. Wir werden wiederkommen.
Links:
www.skullerudstua.no
www.ostmarkanasjonalpark.no
http://ostmarkskapellet.no/

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