Outdoor Schweden

Sonntags muss es regnen – Ein Interview mit ZusammenRaus

Die Sonne ist gerade untergegangen und das Lagerfeuer knistert, als ich mit Markus und Andi von ZusammenRaus spreche. Ich bin zu Besuch in ihrem Basecamp in Bengtsfors, ein kleiner Ort in der schwedischen Provinz Dalsland. Hier bieten die beiden Outdoor-Fans aus Köln Wildnis-Abenteuer in der weiten Natur Schwedens an. Geführte oder individuelle Kanutouren, Aktivurlaub und Familienzeit. 

Bevor Markus und Andi morgen wieder mit ihren Kanus hinaus auf den See Lelång fahren, erzählen sie mir, wie es 2019 zu der Gründung von ZusammenRaus kam, auf welchen Luxusgegenstand sie beim Kanufahren nicht verzichten möchten und warum es so wichtig ist, dass es an einem Kanu-Sonntag immer regnet. 

Markus und Andi, ihr wohnt beide in der Nähe von Köln. Wie seid ihr zum Kanufahren gekommen? Wie habt ihr euch kennengelernt?

Andi: Ich war 8 Jahre alt, als ich zum ersten Mal in ein Kanu stieg. 2003 habe ich dann meinen ersten Kanuurlaub in Schweden gemacht. Das war mit Saga, ein Kanureisen-Anbieter, den es heute nicht mehr gibt. Am Ende des Kanuurlaubs wurde ich von Saga gefragt, ob ich mir vorstellen könnte als Teamer zu arbeiten. Ich nahm die Stelle an und hatte im darauffolgenden Jahr meine erste Kanutour als Teamer. 

Markus: Ich war als Jugendlicher zweimal in Schweden. Wir hatten ein Ferienhaus und sind von dort aus mal einen Tag mit dem Kanu rausgefahren. 2015 bin ich dann mit meinem Cousin in den Kanu-Urlaub gefahren. Ich hatte das Glück, dass Andi mein Teamer war und so haben wir uns kennengelernt und uns sofort gut verstanden. 

2019 habt ihr ZusammenRaus gegründet. Wie kam es dazu?

Andi: Wir haben zu zweit eine Kanutour gemacht. Ich hatte zum ersten Mal seit langem Urlaub und Zeit zum Nachdenken. Da gab es viel Raum für Fantasien und Was-wäre-wenn-Szenarien, in denen wir die Idee durchspielten, das Kanufahren zu unserem gemeinsamen Beruf zu machen. Ich war zu der Zeit in einem beruflichen Umbruch und da hat die Überlegung gut gepasst. 

Markus: Unser gemeinsames Resümee der Kanutour war, dass es keinen besseren Partner dafür gegeben hätte. Wir können auch mal gemeinsam schweigen, ohne dass es unangenehm wird. Da trafen wir die Entscheidung, dass wir den Schritt der Gründung gemeinsam gehen möchten. 

Andi: Als wir zwei Wochen später nach Hause kamen, ging Saga insolvent. Somit wurde ein Teil des Kuchens plötzlich frei und die Idee der Gründung sehr schnell sehr greifbar. 

Markus: Was die Selbstständigkeit betrifft, habe ich einen langen Weg der Selbstfindungsphase hinter mir. Für mich war schon immer klar, dass ich etwas Eigenes machen möchte. Draußen sein, zusammen mit anderen Menschen in Schweden und mit Kanus. Was gibt es da Schöneres?

Die Provinz Dalsland ist ein beliebtes Kanugebiet in Schweden. Viele Campingplätze haben hier einen eigenen Kanuverleih und es gibt zahlreiche Anbieter aus Deutschland, die auch Kanutouren durchführen. Was hebt euch von der Konkurrenz ab?

Andi: Für uns steht der Gast im Vordergrund. Wir wissen das Vertrauen unserer Gäste, ihren Urlaub in unsere Hände zu geben, sehr zu schätzen. Und dann wollen wir ihnen natürlich auch eine unvergessliche Zeit bereiten. Außerdem ist es uns wichtig, dass wir lokal und frisch einkaufen. 

Markus: Genau, wir heben uns vor allem durch den Fokus auf unsere Gäste ab. Sie sollen auf unseren Kanufahrten einfach loslassen und sich wohlfühlen können. Wir haben immer den Anspruch, dass es ein schönes Erlebnis für alle wird. Transparenz ist uns auch wichtig: Es gibt keine versteckten Kosten. Was man bei uns bucht, bekommt man auch. 

Andi: In meinen 17 Jahren als Kanu-Teamer habe ich ein riesiges Netzwerk aufgebaut. Angefangen mit dem Campingplatz, auf dem sich unser Basecamp befindet. Dann kennen wir hier die Leiterin des Touristenbüros persönlich. Wir sind unheimlich gut vernetzt. Das stärkt uns.

Wie funktioniert ZusammenRaus hinter den Kulissen? Wie teilt ihr eure Aufgaben untereinander auf?

Andi: Markus kümmert sich um Social Media. Mein Fokus liegt auf dem Vertrieb und die Kommunikation mit unseren Kooperationspartnern. Ansonsten teilen wir uns alle Aufgaben gerecht untereinander auf. 

Ihr erlebt derzeit im Sommer 2020 eure erste Kanusaison. Gibt es schon ein Erlebnis, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist? 

Andi: Ja, ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Das war auf der Südroute an unserem ersten Lagerplatz. An diesem Tag war das Wetter nicht gut, aber als wir ankamen, hat uns das Himmelsschauspiel eines Besseren belehrt und wir hatten plötzlich einen krassen Sonnenuntergang. Das war die Natur in ihrer absoluten Perfektion und Schönheit.

Markus: Für mich ist es grundsätzlich das Gefühl, zum ersten Mal mit einer Gruppe rauszufahren. Und dass unsere Kanutouren in diesem Jahr trotz Corona zustande kamen, war natürlich besonders schön.

Was gehört eurer Meinung nach zu einer richtig guten Kanutour dazu?

Andi: Wichtig ist, dass es sonntags regnet. Der Sonntag ist immer der erste richtige Paddeltag. Wenn es dann regnet, schweißt das die Gruppe ungemein zusammen. Man hat gefühlt das Schlimmste hinter sich und die Gruppendynamik ist dann gleich eine ganz andere. Mit jedem Tag lernt man, das schöne Wetter immer mehr zu schätzen. 

Auf welchen Luxusgegenstand könnt ihr beim Kanufahren nicht verzichten?

Andi: Für mich ist es ein Espressokocher. Ich komme aus der Kaffeebranche und möchte unterwegs nicht auf den Genuss verzichten. Wenn ich früh aufstehe und den Sonnenaufgang beobachte, die Stille über dem See genieße und mir einen Cappuccino mache… das läutet den Tag richtig schön ein. 

Markus: Für mich ist ein Luxusgegenstand die Stille und der Moment des Daseins und Genießens. Mehr brauche ich eigentlich nicht.

Wenn ihr euch eine Person aussuchen könntet, mit der ihr als Nächstes ins Kanu steigt, wer wäre das?

Andi: Bei mir wäre es meine Tochter Emma. 

Markus: Ich würde mit meinem Bruder Kanufahren wollen. Da er häufig Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen macht, würde ich ihm gerne mal zeigen, wie man noch seinen Urlaub verbringen kann. 

Welches Feedback von euren Gästen ist euch besonders in Erinnerung geblieben?

Markus: Das positive Feedback unserer Gäste betrifft oft das Essen. Auf unseren Kanutouren steht das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten im Mittelpunkt. Wir kaufen lokal in den schwedischen Supermärkten ein und achten auf frische Kost. 

Andi: Wir stecken unser Herzblut auch in kleine Details. Zum Beispiel geben wir unseren Teilnehmern am Ende der Kanutour eine Karte mit einer persönlichen Widmung mit. Die Umarmungen und das aufrichtige Dankeschön für die Zeit, die man zusammen verbracht hat, geben uns auch immer sehr viel mit. 

Und manches Feedback muss auch gar nicht ausgesprochen werden – man merkt es den Teilnehmern oft an. Das betrifft dann das Gruppenfeeling und die Stimmung untereinander… Das spürt man einfach. 

Was ist für 2021 bei ZusammenRaus geplant?

Markus: Für die Zukunft ist ein Outdoor-Kochbuch mit vielen Rezepten, unter anderem für Veganer, geplant. Ansonsten freuen wir uns wieder auf eine tolle Kanusaison mit vielen neuen und bekannten Gesichtern.  

Vielen Dank an Markus und Andi für das Interview.

Weitere Informationen zu ZusammenRaus findet ihr auf www.zusammenraus.de

Über den Autor

Alina Sölter

Alina arbeitet als freie Texterin und Redakteurin in Berlin. Insgesamt vier Jahre hat sie in Schweden gelebt, studiert und gearbeitet. Ihr Lieblingsort: die Stockholmer Schären. Obwohl sie inzwischen ihre Basis wieder in Deutschland hat, zieht es sie immer wieder zurück in den Norden. Denn meistens weiß sie nicht, ob sie gerade Fernweh oder Heimweh nach Skandinavien hat. Am liebsten schreibt Alina über die skandinavische Lebensweise, Kultur, Outdoor und Reisen.

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