Entdeckungen Island

Island lockt – Was gibt es Neues auf der Insel im Nordatlantik?

Nach monatelangem Stillstand auf beruflicher Ebene freue ich mich unglaublich, dass es im Juni endlich wieder losgeht und ich verreisen kann. Meine Idee, die Ostsee einmal komplett per Fahrrad zu umrunden, hatte ich wegen der vielen unterschiedlichen Bestimmungen auf 2022 verschoben. So beschloss ich nochmal nach Island zu fahren. Gerade im Süden gibt es für mich noch viele interessante Plätze zu entdecken, die ich im wettertechnisch doch eher bescheidenen Sommer 2020 nicht gesehen habe. Zum „Einfahren“ radele ich erst einmal eine gute Woche mit meinem schwerbeladenen „Drahtesel“ durch Dänemark.

Hirtshals

Noch heute ist Hirtshals nicht nur Fährhafen nach Island und Norwegen, sondern auch ein geschäftiger Fischereihafen, in dem unzählige kleine und große Fischerboote liegen. Viele Touristen sind scheinbar nicht da, denn die dänischen Ferien fangen gerade an und die Fähren nach Norwegen fahren nur in begrenzter Anzahl. Der Ort kommt momentan gerade eher verschlafen daher und die Kneipenwirte buhlen mit „Kampfpreisen“ um trinkfreudige Gäste.

Ich genieße die sonnigen Tage und bestaune am Leuchtturm einen spektakulären Sonnenuntergang. Wer will, findet direkt daneben das Bunkermuseum, das vom Größenwahnsinn vergangener Generationen zeugt. Nicht nur für schlechte Tage ist das Aquarium ein Tipp. Wer einen extra Tag hat, könnte in 100 km (hin und zurück) nach Skagen hinauffahren, wo sich die Meere treffen oder kann bei einem der vielen Strände die Seele baumeln lassen. Rund um Hirtshals gibt es übrigens ein super ausgeschildertes Radwegenetz, das man auch mit Leihrädern einfach erkunden kann.

Was ist neu?

Pünktlich am Dienstagmorgen erscheint die Fähre am Horizont und innerhalb von 3 Stunden ist alles entladen und wieder neu beladen. Und es geht los. Die Fähre fährt zwar wieder im normalen Liniendienst, doch während der Frachttransport floriert, sind die Passagierzahlen wohl eher noch überschaubar. Die Kabinen können nicht wie früher mit mehreren einzelnen Personen belegt werden. Komplette Liegeabteile sind nach Auskunft der Reederei buchbar. Auf der Hinfahrt von Dänemark zu den Färöer-Inseln waren ca. 650 Passagiere an Bord (bei einer Kapazität 1.400 Betten), so kann man sich eigentlich gut aus dem Weg gehen. Bis auf die Sauna ist alles geöffnet an Bord und kann genutzt werden, natürlich unter Berücksichtigung der üblichen Abstands- und Hygiene-Regeln. Masken sind nicht Pflicht, werden aber dringend empfohlen.

Man hat die „Lockdownzeit“ genutzt und in der Winterzeit auf der ursprünglich 2003 in Flensburg gebauten Norröna einiges in kürzester Zeit neu gestaltet und verändert. Fangen wir mal ganz oben an, wo quasi ein neues Deck mit einer stilvollen Panoramabar und breiten Fensterfronten entstanden ist. Von dort kann man in bequemen Sesseln sitzend den Blick über das Meer schweifen lassen. Auch draußen sitzt man hinter einer breiten Glasfront windgeschützt. Auf einem weiteren Deck sind ca. 32 neue Luxuskabinen, sechs Außenkabinen sowie Suiten entstanden, die mit breiten Fenstern, gemütlicher Sitzecke und großem Bad auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden. Auch sonst hat man sich erfolgreich bemüht auf dem öffentlichen Deck mit Sitzecken, der Mischung aus Bar und Bücherei und vielen liebevollen Kleinigkeiten eine familiäre und gemütlichere Atmosphäre zu erzeugen.

Die Ankunft

Obwohl ich schon einige Male in Island war, ist für mich gerade das letzte Stück auf See etwas Besonderes. Wenn das Schiff den schroffen, bis tief in den Sommer verschneiten Bergen näher kommt, in den spektakulären Fjord einfährt und an Wasserfällen und grünen Wiesen vorbeigleitet. Ein Gefühl, das man bei Anreise mit dem Flugzeug nie haben wird. Vor mir unterhält sich ein Paar aus Deutschland, das scheinbar zum ersten Mal Island bereist: „Du, ich glaube, wir legen hier an!?“ „Nee, kann doch gar nicht sein, da ist doch nichts.“ Tatsächlich ist Seyðisfjörður mit seinen knapp 700 Einwohnern wohl der kleinste Fährhafen der Welt, der in „normalen Zeiten“ regelmäßig auch von größeren Kreuzfahrtschiffen angesteuert wird.

Die Einreise verläuft schnell und unproblematisch, da ich geimpft bin, und nach kurzer Kontrolle von Ausweis und Impfnachweis bin ich nach 20 Minuten auf der Straße! Als ich an dem Haus vorbeikomme, in dem ich im letzten Jahr übernachtet habe, stehe ich erschrocken vor der großen Lücke, die direkt daneben klafft. Obwohl ich den Bericht darüber gesehen hatte – nach tagelangen Regenfällen hatten Schlammlawinen mehrere Häuser im letzten Winter zerstört.

Bei der Weiterfahrt kann ich mein Glück kaum fassen: Im letzten Jahr ging es ebenfalls Ende Juni bei Nieselregen und 7 Grad über den gut 600 Meter hohen Pass, der mich hinüber nach Egilsstaðir führt – dieses Jahr zeigt das Thermometer bereits morgens um 9 Uhr 19 Grad.

Später schwitze ich bei 25 Grad beim bergauf fahren. Ein etwas surreales Gefühl überkommt mich; der Straßenbelag ist den Temperaturen nicht gewachsen und klebt an den Reifen wie Kaugummi, während rundherum die Seen auf der Passhöhe noch zugefroren sind und Schnee liegt. Auf dem höchsten Punkt des Passes werde ich dann entschädigt: Der Blick schweift über die unglaublichen Weiten des Inlandes, doch das ist eine andere Geschichte, deren Fortsetzung Sie bei Interesse hier in den nächsten Wochen gern fast live „miterleben“ können!

Infobox: Da sich die Bestimmungen zur Einreise schnell ändern können, werden hier nur die wichtigsten Infos aufgeführt. Wer durch Dänemark zum Fährhafen in Hirtshals will, braucht momentan einen Schnelltest/PCR-Test, wenn man nicht geimpft ist. Für nicht geimpfte Personen wird ein weiterer Test an der Fähre nötig und eine Quarantäne in Island. Vollständig geimpfte Personen können mit Nachweis (digital/Impfpass) ohne Quarantäne nach Island einreisen. Die Überfahrt wird auf die Quarantänezeit von insgesamt fünf Tagen bereits angerechnet. Island ist aus deutscher Sicht momentan aufgrund der extrem niedrigen Zahlen kein Risikogebiet.

www.smyrilline.de : Fahrpläne, Preise, Buchungen und die aktuellen Bestimmungen.
www.covid.is/de Isländische Seite, wichtig ist die Registrierung, die 72 h vor Einreise nach Island möglich ist. Empfehlenswert ist auch die Installation der App Rakning C-19.
www.visitfaroeislands.com Einreisebestimmungen und Infos zu Färöer-Inseln.
www.kria-tours.de Umfangreiche Islandangebote mit Mietwagen, Unterkünften und vieles mehr!
www.contrastravel.com z.B. Wandertouren in Island.
www.reinhard-pantke.de Seite des Autors, ab Herbst (hoffentlich!) wieder mit neuen Multivisionsshows auch über Island.

Mein persönlicher Übernachtungstipp für Hirtshals: www.kjulcamping.dk etwa 4 km nördlich von Hirtshals gelegener, ruhiger Platz mit Laden, windgeschützten Stellplätzen und schönen Hütten. Nur 400 m vom „Endlosstrand“ entfernt!
Essen: cafemøller.dk Lecker Essen am Hafen!
Tipp zur Überfahrt: Handy ausschalten, die maritimen Tarife sind teuer. Die Touristenformation direkt am Anleger in Seyðisfjörður hat nicht nur viele gute Tipps, sondern auch schnelles Internet!

Bilder & Text: Reinhard Pantke

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Über den Autor

Reinhard Pantke

Der Globetrotter Reinhard Pantke (Jahrgang 67) erlebt seine Reiseziele grundsätzlich nur mit Fahrrad und Rucksack. Im Verlauf dieser Touren legte er in den letzten gut 35 Jahren insgesamt 200.000 km per Fahrrad und ohne Motor zurück. Seine besondere Liebe gehört dem Norden, seine allererste Radtour führte ihn 1983 als 17-jährigen nach Norwegen. Neben Artikeln in regionalen und überregionalen Zeitungen und Magazinen, Kalendern, Buchbeiträgen und Ausstellungen ist Reinhard Pantke auch Autor verschiedener Bildbände über Norwegen und Kanada. In normalen Jahren zeigt er im Winterhalbjahr seine Multivisionsshows einem breiten Publiikum. Für Nordis hat er er etliche Berichte über seine Lieblingsregionen verfasst.

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