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Von Raahe bis Vaasa: Bothnian Coastal Route Teil 3

Die Bothnian Coastal Route (Bottnische Küstenstraße) ist eine Reise durch atemberaubende Landschaften, kulturelle Höhepunkte und unvergessliche Erlebnisse. Sie erstreckt sich wie ein Band aus Träumen und Abenteuern entlang der malerischen Küste des nördlichen Skandinaviens. In Teil 1 dieser abenteuerlichen Reise haben wir die bedeutenden Städte Umeå, Skellefteå und Luleå kennen gelernt. In Teil 2 passierten wir die Grenze nach Finnland haben uns mit der europäischen Kulturhauptstadt 2026 angefreundet. Im 3. und letzten Teil erleben wir den wohl schönsten Sandstrand mit dem längsten Sonneruntergang Finnland und lernen einen unfassbar schönen Schärengarten, der zum UNESCO Welterbe gehört kennen.

Ich bin seit 10 Jahren in Schweden und hin und wieder auch in Finnland unterwegs. Viele Leute fragen mich: Gibt es da überhaupt noch Neues zu entdecken? Ich kann Ihnen allen versichern: Ja, es so viele Dinge, die ich noch nicht gesehen habe. Den Sandstrand, den ich auf dieser Reise hier entdeckt habe, hätte ich niemals in dieser Region erwartet. Und dann all diese Zeitzeugen aus vergangenen Tagen. Geschichten und Geschichte sind etwas, das jede Reise zu einem unvergleichlichen Erlebnis macht.

Raahe: Ein Schritt zurück in die Zeit

Der nächste Tag begann mit der Erkundung des Kulturerbes und des Naturpfades von Varjakka in der Nähe von Liminka. Hier gibt es ein historisches Sägewerk und eines der besten Vogelschutzgebiete Finnlands. Ich finde, an solchen Orten kann man den Tag am besten ruhig und entspannt beginnen.

In Raahe tauchte ich in die Vergangenheit ein. Die bestens erhaltene Altstadt mit ihren Holzhäusern versetzt mich in die Zeit der Segelschiffe und des blühenden Handels. Die märchenhafte Schärenküste, die 2016 zum Outdoor-Reiseziel des Jahres gekürt wurde, lädt zu Bootsausflügen und zur Entdeckung versteckter Buchten ein. Aktivitäten wie Segeln, Wandern und Radfahren bieten für jeden Geschmack etwas.

Kalajoki: Sanddünen und Sonnenuntergänge

Der 3,5 km lange Sandstrand von Kalajoki wird von ausgedehnten Dünen gesäumt, die ein beeindruckendes Panorama bieten. Dieser Küstenabschnitt lädt zu ausgedehnten Strandspaziergängen und Wanderungen in den hohen Kiefernwäldern ein. Der Strand ist atemberaubend und sucht in Skandinavien seinesgleichen. Die größte Attraktion im Sommer sind jedoch die endlosen Sonnenuntergänge, die man auf einer Kreuzfahrt, von den Sanddünen oder von einer der Terrassen am Meer aus genießen kann.

In Kalajoki kann man allen erdenklichen Aktivitäten nachgehen. Selbstverständlich wird hier Wassersport in allen Variationen betrieben. Surfen wird in Kalajoki groß geschrieben – im Sommer wie im Winter. Winterwindsurfen, eine Sportart, die in Kalajoki erfunden wurde, macht nicht nur Spaß, sondern ist auch für Anfänger viel einfacher als das traditionelle Surfen. Beim Surfcenter kann man sowohl im Sommer als auch im Winter Kurse, Ausflüge und Ausrüstung buchen.

Kulturell hat mich vor allem Plassi, die alte Siedlung von Kalajoki, fasziniert. Ihre Geschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als Kalajoki ein wichtiges Handelszentrum in der Region Nordösterbotten war. Die günstige Lage am Fluss ermöglichte es den Bewohnern, Handel zu treiben und ihre Waren auf dem Wasserweg zu transportieren. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Plassi zu einem lebhaften Handelszentrum und wurde zum Herzen der Stadt. Die Architektur von Plassi ist geprägt von traditionellen Holzhäusern, die liebevoll restauriert wurden und heute als Wohnhäuser dienen. Die bunten Fassaden und die verwinkelten Gassen verleihen dem Viertel einen ganz besonderen Charme. Eine der Hauptattraktionen von Plassi ist die Villa Havula. Sie wurde 1912 vom Sägewerksdirektor Oskari Santaholma erbaut und kann heute teilweise besichtigt werden. 

Eine ähnliche Bedeutung wie Plassi hat die Insel Maakalla. Neben dem felsigen Charakter von Maakalla ist die Selbstverwaltung seit 1771 eine Besonderheit. Noch heute ist die jährliche Inselversammlung die höchste Entscheidungsinstanz. Auf Maakalla gibt es eine schöne Holzkirche, ein kleines Museum und einen Fischerhafen. Die Insel kann täglich mit dem Boot Kiira oder auf Bestellung mit der Galeere Ansio erreicht werden.

Kokkola und Pietarsaari: Geschichten und Magie am Meer

Der nächste Ort auf meiner Reise war Kokkola oder Karleby auf Schwedisch. Die alte Holzstadt Neristan im Zentrum von Kokkola ist ein wahres Schmuckstück und die am besten erhaltene historische Holzstadt Finnlands. Die traditionelle ostbottnische Zimmermannskunst hat mich sehr beeindruckt und es macht Spaß, jeden Winkel dieses Viertels zu erkunden.

Was mich immer wieder fasziniert, sind die alten Fischerdörfer, die ihren ursprünglichen Charakter bewahrt haben. So erging es mir im Schärendorf Öja. Der Überlieferung nach soll es hier Schmugglerpfade gegeben haben und so ist es nicht verwunderlich, dass dies bei einer Führung ein wichtiges Thema ist. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein Stündchen im Café Bryggan zu verbringen, um die Meeresbrise und ein paar Leckereien zu genießen.

Ebenfalls untrennbar mit Kokkola verbunden ist ein Abstecher mit der M/S Jenny zur Insel Tankar. Dieses lohnende Ausflugsziel hat mich durch seine eigentümliche Kargheit, die vielen Sanddornbüsche, die Bootsstege und die schmucken Holzhäuschen begeistert. Imposant ragt der Leuchtturm mit Lotsenstation in die Höhe. Schlau ist, wer an der geführten Inselrundfahrt teilnimmt. Dabei erfährt man viel Spannendes über die Insel. Geheimtipp: Die Lachssuppe im Café am Hafen. Wer im Voraus eine Übernachtungsmöglichkeit auf der Insel gebucht hat, kann sich auch spontan in Tankar Island verlieben.

Langsam aber sicher näherte ich mich dem Ende meiner Reise auf der Bothnian Coastal Route in Vaasa. Doch bis dahin durfte ich noch zwei absolute Highlights in Pietarsaari (Jakobstadt) erleben. Das Nanoq-Museum hat sich ganz der arktischen Lebensweise und Kultur verschrieben. Der Abenteurer Pentti Kronqvist hat hier die spannende Geschichte seiner Expeditionen in einer einmaligen Umgebung zusammengetragen. Hier erlebt man, wie sich das Leben nahe der Pole abspielte. Auf dem Gelände kann man sich frei bewegen und die Ausstellung im Hauptgebäude betrachten. Cool: ein Selfie mit dem Eisbären.

Wo heute Rosenlund seine Besucher empfängt, gab es früher nur Felsen und Sümpfe. Das änderte Gabriel Aspegren, als er 1754 zum neuen Pfarrer von Pietarsaari ernannt wurde. Heute findet man hier ein selbst für Finnland einzigartiges Milieu mit den Aspegren-Gärten, einem Pfarrhaus und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden, einem Kusstall, aber auch zwei malerischen Teichen und einer Orangerie.

Vaasa: Erhebend und vielseitig

Vaasa wächst. Nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe. Im Laufe der Jahrtausende hat sich die Region Vaasa allmählich aus dem Meer erhoben, und noch heute steigt das Land jährlich um fast einen Zentimeter. Die Küste und die 5600 Schäreninseln gehören wie das schwedische Pendant Höga Kusten zum UNESCO-Welterbe. Im World Heritage Gateway Vistior Center habe ich mich mit den Besonderheiten dieses Naturwunders vertraut gemacht.

Um mir einen noch besseren Überblick über dieses Schärenspektakel zu verschaffen, bestieg ich im Fischerhafen Svedjehamn den über 20 Meter hohen Aussichtsturm Saltkaret. Ein toller Ausblick, der auch bei Vogelkundlern sehr beliebt ist. Und ja, der Turm sieht tatsächlich aus wie ein Salzstreuer (Saltkaret). Anschließend habe ich mir die Bodvattnet runt gegönnt, eine gut vier Kilometer lange Rundwanderung, bevor ich mir noch den Meteoritenkrater bei Söderfjärden angeschaut habe. Hier ist vor 520 Millionen Jahren ein Meteorit eingeschlagen. Heute wird der Krater landwirtschaftlich genutzt, aber dank eines Aussichtsturms konnte ich mir das Ausmaß dieses Ereignisses gut vorstellen.

Ich weiß, dass ich mich manchmal wiederhole. Aber mein Interesse an Kulturgeschichte, am Leben der Menschen von früher, ist schon sehr groß. So brauchte es keine großen Überredungskünste, um das Freilichtmuseum Stundars zu besuchen. Stundars in Korsholm ist eines der größten Freilichtmuseen Finnlands. Das Museum besteht aus mehreren Gebäuden, die alle aus Dörfern in Korsholm und der Region Vaasa stammen. Im Museumsdorf gibt es einen Hofladen, eine Dorfschule und ein Bauernhaus sowie viele Handwerksbetriebe und Bauernhöfe. Während der Sommersaison finden regelmäßig Veranstaltungen, Führungen und Workshops statt. Eine Fika im Lyckans Café rundete meinen schönen Tag in Vaasa ab.

Da ich am nächsten Tag mit der Fähre nach Umeå fahren wollte, stellte sich noch die Frage nach einer letzten tollen Unterkunft. Die fand ich schnell. Ich schnappte mir ein Glashaus von Kalles Inn Resort und träumte mehr oder weniger unter dem Sternenhimmel von meinen Abenteuern auf dieser sagenhaften Reise.

Übrigens. Wasaline ist die Schnellfährverbindung zwischen Umeå und Vaasa
und befördert täglich Passagiere und Fracht über diese engste Stelle am Bottnischen Meerbusen. Die Reise zwischen Umeå (Schweden) und Vaasa (Finnland) dauert mit der neuen umweltfreundlichen Aurora Botnia nur 3.5 bis 4 Stunden. An Bord gibt es leckeres Essen und bei Bedarf genügend Gelegenheiten sich auszuruhen.

Teil 1 der Reise und Teil 2 Der Reise gibts hier:

Gut zu wissen

Die Tour

Um diese spannende und unvergessliche Tour in vollen Zügen genießen zu können, sollten Sie sich mindestens zwei Wochen Zeit nehmen. Die Tour kann von jedem der oben beschriebenen Orte aus gestartet werden, da es mehrere Flughäfen entlang der Route gibt (siehe unter Anreise). Es schadet nicht, sich drei Wochen Zeit zu nehmen. Zur Vorbereitung empfehle ich, ein wenig über die schwedischen und finnischen Do’s und Dont’s zu recherchieren. In der Regel kann man überall bargeldlos bezahlen, aber es ist sicher gut, ein paar Schwedische Kronen und Euros dabei zu haben. Viele Informationen über die Bottnische Küstenstraße finden Sie auf der Website www.bothniancoastalroute.com.

Anreise

Irgendwie muss man aus den deutschsprachigen Ländern an den Bottnischen Meerbusen kommen. Wer eine Rundreise mit dem Mietwagen machen möchte, kann einen der verschiedenen Flughäfen nutzen. Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es verschiedene Flugverbindungen. Bei den meisten Verbindungen muss man in Stockholm oder Helsinki umsteigen. Wer mit dem Wohnmobil anreist, nimmt die E4 aus Südschweden oder die E8 aus Helsinki. Auch mit dem Zug kann man die verschiedenen Orte erreichen. Gute Nachrichten auch für alle, die mit dem Elektroauto unterwegs sind. Das Netz an Ladestationen ist vor allem entlang der Hauptverkehrsstraßen sehr gut ausgebaut und mit etwas Planung bleibt niemand ohne «Saft» auf der Strecke. Aktuelle Informationen zur Anreise finden Sie hier: www.bothniancoastalroute.com/get-here/. Den Bottnischen Meerbusen überquert man mit der Fähre von Wasaline, welche die beiden Orte Umeå und Vaasa verbindet. 

Übernachten

Ob Luxusunterkunft oder einfache Campinghütte. Entlang des Bottnischen Meerbusens gibt es tolle Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel und jedes Bedürfnis. Einige Tipps finden Sie im Text oben. Aber das ist nur ein Bruchteil der wunderbaren Möglichkeiten, die Bottnische Küstenstraße auch nachts zu erleben. Da die Unterkünfte teilweise nur über wenige Zimmer und Betten verfügen, ist es von Vorteil, die gewünschte Unterkunft rechtzeitig zu reservieren. Die besten Übernachtungsmöglichkeiten findet man hier: www.bothniancoastalroute.com/map-list-favourites/?category=67 Mit dem Filter kann man gezielt nach Orten suchen.

Kulinarisches

Die ganze Vielfalt der Bothnian Coastal Route zeigt sich auch in all den leckeren Gerichten, die entlang der Küste angeboten werden. Da gibt es herzhafte und leichte Sommergerichte, süße Leckereien und natürlich viel Typisches aus den einzelnen Orten. Besuchen Sie die Märkte, lassen Sie sich in den wunderbaren Cafés verwöhnen oder schlemmen Sie in den ausgezeichneten Restaurants. Bei den Aktivitäten am nächsten Tag werden Sie die Kalorien wieder abtrainieren. Besonders nachhaltig ist es auch, direkt bei den Erzeugern vor Ort einzukaufen und ab und zu selbst den Kochlöffel zu schwingen. Alle kulinarischen Tipps finden Sie hier: www.bothniancoastalroute.com/map-list-favourites/?category=29. Mit dem Filter können Sie gezielt nach Orten suchen. 

Aktivitäten

Gleiches Spiel wie oben. Alle Aktivitäten entlang der Strecke sind unter folgendem Link zu finden: https://bothniancoastalroute.com/map-list-favourites/. Auch hier kann man mit dem Filter verfeinern und die verschiedenen Kategorien auswählen. Das Schöne daran ist, dass Sie auf diese Weise auch Ihren Winterspaß zusammenstellen können. Denn auch der Winter am Bottnischen Meerbusen ist ein unvergessliches Erlebnis.


Text und Bilder @ Andrea Ullius

Mit freundlicher Unterstützung durch

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