Entdeckungen Norwegen

Norwegische Leuchtturmgeschichte

Wie eine Kathedrale am Meer – der Lista fyr

Text: Sibille Fuhrken / Titelbild: flyt norge, Arild Nielsen (2016)

Leuchttürme sind faszinierend – egal, an welcher Küste sie stehen. Fast überall auf der Welt erliegen Menschen dem Charme dieser Bauwerke, die an oft rauen Küsten Wind und Wetter trotzen und Seefahrern Jahrhunderte lang den sicheren Weg entlang der Küste wiesen.

Wann die Geschichte der Leuchttürme begann, wird noch immer diskutiert. Sicher ist aber, dass es bereits seit der Antike Leuchttürme und -feuer gegeben hat, die es Seefahrern ermöglichten, auch bei Dunkelheit wieder zurück in den Heimathafen zu finden. Zwei solcher antiken Bauten sind der Koloss von Rhodos, bei dem jedoch noch nicht abschließend geklärt ist, ob er als Leuchtfeuer diente, und der Pharos von Alexandria, der – zumindest in den romanischen Sprachen – namensgebend für alle Bauwerke dieser Art war. Der älteste, noch funktionstüchtige Leuchtturm der Welt steht in La Coruna in Galizien: der Herkulesturm. Er wurde um 110 n. Chr. errichtet und im 18. Jahrhundert komplett umgebaut und umhüllt. Mit seinen 55 Metern Turmhöhe ist er noch heute sehr beeindruckend.

Nicht minder beeindruckend ist der Leuchtturm von Lista an der norwegischen Küste, gute 100 Kilometer westlich von Kristiansand. Entlang der 83.000 km langen Küstenlinie des Landes gab es insgesamt 212 Leuchttürme. Schwierige Küstenverläufe und die von jeher wichtige Rolle Norwegens als Schifffahrtsnation machten Leuchttürme unverzichtbar. Vor der Halbinsel Lista befindet sich eine der am meisten gefürchteten Küstenstrecken der Segelschiffzeit. Allein im Herbst des Jahres 1781 strandeten hier insgesamt acht Schiffe, und es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Strecke sicherer wurde. 1836 errichtete man einen 34 Meter hohen Leuchtturm auf Lista. Nach und nach wurde es allerdings schwierig, von See aus die zahlreichen Leuchtfeuer voneinander zu unterscheiden. Also entschied man sich 1853 dazu, dem Leuchtturm von Lista noch zwei weitere Türme zur Seite zu stellen und so die größte Leuchtturmstation der Welt zu schaffen.

1873 jedoch führten neue Technologien dazu, dass zwei der Türme überflüssig wurden – man rüstete einen Turm mit einer modernen Linse aus und gab ihm sein charakteristisches Leuchtsignal. Die zwei Türme, die hier nun nicht mehr gebraucht wurden, wurden demontiert und andernorts wieder aufgestellt bzw. teilweise in anderen Leuchtfeuern verbaut.

© Kari Prestgaard

Heute präsentiert sich der 34 Meter hohe Lista fyr in einem kleinen Ensemble von Nebengebäuden oberhalb der endlosen Strände von Lista. Dem Wind und dem Meer trotzend, steht der Turm wie eine Kathedrale an der Küste – den Naturgewalten ausgesetzt und den auf dem Meer Verlorenen den sicheren Weg weisend. Die Leuchtturmstation wie auch eine meteorologische Station, die sich dort befindet, sind nach wie vor in Betrieb. Das Haus des Leuchtturmwärters stammt aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts und steht heute unter Denkmalschutz. Ein Besuch dieser einzigartigen Leuchtturmstation ist unbedingt empfehlenswert! Neben einer Ausstellung zur Geschichte des Leuchtturms kann man auch eine Vogelstation besuchen und alles über Beringung der Tiere und den Vogelzug lernen. Und nicht nur das: Hier kann man auch Fernglas und Teleskop leihen und sich mit Hilfe der eigens dafür erstellten Broschüre an die besten Beobachtungsplätze begeben – und die prachtvolle Natur genießen.

Über das Naturschutzgebiet auf Lista wie auch das Naturreservat Slevdalsvannet informiert das Besucherzentrum am Leuchtturm. Und auch Kunstfreunde kommen auf ihre Kosten – das Agder Kunstcenter führt hier am Leuchtturm die kleine Galerie »Kunstpunkt Lista« mit Schwerpunkt auf Gegenwartskunst norwegischer, aber auch internationaler Künstler. Auch Fahrräder kann man hier am Leuchtturm leihen und sich auf der Fahrradroute Vita Velo auf Erkundungstour begeben – frische Luft und herrlichste Ausblicke inklusive. 

Last but not least sollte man sich auf keinen Fall einen frischen Lappekake, diese Köstlichkeit aus kleinen, dicken Pfannkuchen, entgehen lassen. Schließlich gelten die Pfannkuchen auf Lista als die besten der Welt. Absolutes Highlight: Auf Lista kann man sogar selbst Leuchtturmwärter werden! Bei der Buchung von einer der zwei Leuchtturmwärterwohnungen ist der Schlüssel zum Leuchtturm inklusive. Aufwachen mit Meeresblick und ganz allein oder mit der gesamten Familie den fantastischen Blick vom Turm genießen – was für ein Abenteuer!

Mehr über das Gebiet rund um den Lista fyr verrät die Broschüre, die nachfolgend zum Download bereitsteht. 

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