Entdeckungen Schweden

Siedlungen der Wikinger am Mälaren: Birka und Hovgården


Rund um Stockholm haben die Wikinger unzählige Spuren hinterlassen. Immer wieder stößt man beim Wandern auf gut erhaltene Runensteine und Gräber. Die bekanntesten Siedlungen der Wikinger nahe der schwedischen Hauptstadt befinden sich auf zwei benachbarten Inseln im See Mälaren: die Handelsstadt Birka auf Björkö und der Königshof Hovgården auf Adelsö.

Da die Wikingerstätten nah beieinander liegen, ist es möglich, sie an einem Tag zu besuchen – unter der Voraussetzung, dass man den Ausflug gut plant. Wer länger in Stockholm und Umgebung verweilt, sollte sich am besten zwei Tage Zeit nehmen.

Siedlungen der Wikinger im UNESCO-Welterbe

In Schweden gibt es insgesamt 15 UNESCO-Welterbestätten. Seit 1993 gehören dazu auch Birka und Hovgården. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum sich die Bootsausflüge von Klara Mälarstrand in Stockholm über Ekerö nach Björkö so großer Beliebtheit erfreuen. Der andere: Bei der langen Anreise mit dem Bus über Adelsö wäre der landschaftliche Genuss nur halb so reizvoll.

Die Alternative zu einer touristischen Bootstour, die zwischen Anfang April und Ende September durchgeführt wird, ist ein eigenes Boot. Während Adelsö mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar ist, existiert keine Fährverbindung von Stockholms Lokaltrafik (SL) nach Björkö.

Auf dem Sonnendeck des Ausflugsbootes offenbart sich ein Mälaren-Panorama vom Feinsten: grüne, dicht bewaldete Inseln, imposante Felsen und Schwedenhäuser wie aus dem Bilderbuch umgeben vom Blau des Wassers. Ehe das Schiff in Birka einläuft, ist erst einmal ganz großes Naturkino angesagt.

Überbleibsel der Handelsstadt Birka

Wenige Schritte von der Anlegestelle entfernt, befindet sich ein Wikinger-Museum, wo man in die nordische Kultur eintauchen kann. Dort bekommt man interessante Informationen, die mit gängigen Stereotypen über Wikinger aufräumen. Beim Hornhelm handele es sich um ein Fantasieprodukt aus den Opern von Richard Wagner. Außerdem sei die Gleichberechtigung der Geschlechter stark ausgeprägt gewesen: Männer und Frauen zogen Seite an Seite in den Krieg und hüllten sich auf dem Schlachtfeld in farbenfrohe Uniformen. Nachbildungen von Wikinger-Kleidung werden im Museum ausgestellt.

Wer mag, hat die Möglichkeit, sich einem geführten Insel-Rundgang auf Englisch oder Schwedisch anzuschließen. Immerhin ist die Führung im Ausflugspreis inklusive. Birka lässt sich aber genauso gut auf eigene Faust erkunden.

Die um 750 nach Christi gegründete Handelsstadt hatte eine kurze Existenz von etwa 200 Jahren. Bis zu 1.000 Einwohner sollen in ihrer Blütezeit mit Kaufleuten aus Europa und anderen Kontinenten gehandelt und ausländische Arbeiter nach Birka geholt haben. Rund 3.000 Grabhügel auf Björkö dokumentieren anhand von Ausgrabungen die Herkunft der „Gastarbeiter“. Ein Großteil sei aus Deutschland und dem Orient gekommen.

Neben Skeletten haben die internationalen Gäste der Wikinger Schätze wie Perlen, arabisches Silber, osteuropäische Keramik, Überreste von Pelzen und kostbaren Stoffen aus Asien hinterlassen. Perlen seien in Birka ein Zahlungsmittel gewesen, heißt es im Museum. Die Wikinger handelten im Gegenzug mit Eisen, Tierfellen und Hörnern. Zu Hause am Ufer des Mälaren widmeten sie sich der Landwirtschaft. Der Nachbau eines Wikingerdorfes auf Björkö demonstriert, wie ihre Wohnhäuser und Ställe ausgesehen haben mögen. Ins Auge sticht vor allem die fensterlose Bauweise, die wohl am besten vor nordischen Kälteeinbrüchen schützte.

Eine der hervorstechendsten Sehenswürdigkeiten von Birka ist das Ansgarkreuz, das hoch über dem Mälaren thront. Der Heilige Ansgar war ein deutscher Benediktinermönch. Auf Einladung des schwedischen Königs versuchte er im neunten Jahrhundert zweimal vergeblich, die Wikinger zu christianisieren. Beide Male ließ er während seines Aufenthalts eine Holzkirche bauen und beide Gotteshäuser brannten nach seiner Abreise nieder.

Ansgar brachte es als „Apostel des Nordens“ trotzdem zu einem gewissen Ruhm, wenn auch stark verspätet: 1834, zirka 1.000 Jahre nach seinem Tod, wurde ihm zu Ehren das Kreuz aufgestellt und um 1930 auf Björkö eine Ansgar-Kapelle gebaut. Diese Kirche steht bis heute. Bei einem Insel-Spaziergang auf Björkö lässt sie sich besichtigen. Ein beschaulicher Streifzug durch die Natur, doch vom florierenden Birka ist nicht viel mehr als eine steinige Wiese voller Steine und Schafkot geblieben.

Wikinger-Königshof Hovgården

Ähnlich in Hovgården: Wegen der zahlreichen Grabhügel und Steine auf dem Gelände ist es sinnvoll, während der Besichtigung Wanderschuhe zu tragen. Auf der Adelsinsel, wie Adelsö auf Deutsch heißt, regierte der Wikingerkönig. Die Nordmänner und -frauen huldigten ihren Regenten als Nachkommen des Göttergeschlechts der Asen und betrachteten ihn dementsprechend als ranghöchsten Anführer des Asenkults.

Die königliche Domäne in Hovgården behielt ihre Bedeutung als royale Stätte, nachdem Birka im späten zehnten Jahrhundert nach Christi verlassen worden war. Um 1270 ließ der schwedische König Valdemar Birgersson für offizielle Anlässe und Empfänge einen prächtigen Palast namens Älsnö hus errichten. König Magnus Ladulås legte dort um 1280 bei einer Versammlung den Grundstein für den Adel in Schweden.

Im 14. Jahrhundert wurde Älsnö hus jedoch attackiert und in Flammen gesetzt – das Ende der Königsresidenz auf Adelsö. Die Grundmauern sind heute noch sichtbar, während man über das hügelige Gelände spaziert. Neben Grabhügeln und einem Runenstein ist die Menge an Sehenswürdigkeiten am Wikinger-Königshof überschaubar. Es gibt kein Museum und ein Café, das aktuell geschlossen ist. Hovgården mag daher recht unspektakulär wirken, wenn man kein eingefleischter Wikinger-Fan ist. In Kombination mit einer Wanderung im Naturreservat Adelsö-Sättra lohnt sich ein Besuch trotzdem. Und natürlich ist die Aussicht über den Mälaren wunderschön!

Lässt sich ein Besuch der Siedlungen der Wikinger kombinieren?

Einmal pro Tag in der Mittagszeit schippert von Hovgården eine Fähre nach Birka, die am Nachmittag zurückkehrt. Wer mit dem Auto nach Adelsö fährt, kann die Anreise dem Fahrplan anpassen und beide Siedlungen der Wikinger an einem Tag besuchen. Alternativ verkehrt von Bromma die Buslinie 312, die auf Munsö mit der Autofähre nach Adelsö übersetzt. Pro Richtung dauert die Fahrt von Stockholm mit öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings fast zwei Stunden. Tagsüber fährt der Bus nur stündlich und zu späterer Stunden sogar noch seltener. Eine kombinierter Besuch von Birka und Hovgården könnte also leicht in Stress ausufern.

Über den Autor

Annika Senger

Annika Senger betreibt seit 2017 den Reiseblog Reise-Liebe, auf dem sie regelmäßig über ihre Erlebnisse im hohen Norden berichtet. Seit sie Ende 2020 ihre Zelte in Deutschland abgebrochen hat, hält sich die digitale Nomadin gerne länger in Skandinavien auf und liebt es, in der nordischen Natur abzutauchen. Neben dem Bloggen ist sie passionierte Videofilmerin.

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