Allgemein Finnland

Wälder, Kunst und Industriekultur – Eine Reise nach Kouvola

Wer nach Kouvola im südöstlichen Finnland fährt, erlebt eine Region der Kontraste: Traditionelles Kunsthandwerk trifft auf moderne Interpretation, UNESCO-geadelte Backsteingebäude erzählen Industriekultur und im nahegelegenen Repovesi-Nationalpark ist man wandernd, paddelnd oder radelnd ganz weit weg von Alltag, Stadt- und Menschentrubel. Lasst Euch mitnehmen auf eine Reise in eine Stadt, deren wahrer Magnet ihr Umland ist!

Text: Andrea C. Bayer, Titelbild © Jussi Hellsten

Kouvola liegt rund eineinhalb Stunden Fahrt mit dem Auto oder mit dem Zug von Helsinki entfernt. Der Ort ist als Eisenbahnknotenpunkt bekannt und wird oft wenig charmant als trist und gesichtslos bezeichnet. Was Finnen selbst gerne noch drastischer ausdrücken, ist in Wahrheit jedoch ein Netz an Schätzen, das man sich idealerweise von Kouvola aus erschließt. Und zu dem neben der städtischen Infrastruktur auch weitläufige Wälder, rund 450 Seen und an die 8.000 Sommerhäuser gehören. Ein untrügliches Indiz dafür, dass es sich hier um eine beliebte Urlaubsregion handelt. Mit Winteraktivitäten wie Eisbaden, Schneeschuhwandern und Schlittenfahren übrigens das ganze Jahr hindurch!

UNESCO-Weltkulturerbestätte Verla

Nur acht Jahre nach dem Ende der Produktion wurde aus dem Fabrikdorf Verla das erste Fabrikmuseum Finnlands. Baulich vollständig erhalten, wurde das Ensemble aus Produktionsstätte und Wohnhäusern 1996 auf die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Hier, 30 Kilometer nördlich von Kouvola, bekommt man Einblicke in die Kleinindustrie rund um Holzmühle und Kartonagenherstellung, die Verla ab 1872 prägte. Architektonisch dominiert das von deutscher und englischer Industriebauweise inspirierte Fabrikgebäude aus rotem Backstein. Türmchen zieren es. Ähnlich markant und mit dekorativen Elementen versehen ist das Haus des Produktionsleiters. Lohnend: ein Abstecher in den Garten rund um dieses weiß getünchte Holzhaus!

Tipp: In den ehemaligen Wohnhäusern der Arbeiter kann heute übernachtet werden.

Taideruukki Art Factory

Ebenfalls in historischen Gebäuden, in einer ehemaligen Papierfabrik, ist die Taideruukki Art Factory untergebracht, ein inspirierend kreativer Ort unweit des Zentrums von Kouvola, in dem Künstler und Kunsthandwerker arbeiten, ausstellen und verkaufen. Ob Schmuck oder Leder, Wohnaccessoires, Kunst oder Keramik – hier kann man stöbern, shoppen und selbst aktiv werden. Im Ganzjahres-Angebot sind, neben Ausstellungen, Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen, auch Workshops. Und zum Ausruhen geht’s zwischendurch ins ebenfalls im Industriestil eingerichtete Café, auf ein Stück Blaubeerkuchen oder zum Lunch!

Mustila Arboretum

Im Herbst lässt man sich von der bunten Blättervielfalt verzaubern und im Juni erstrahlt das Rhododendron-Tal in leuchtenden Farben: Das 25 Kilometer südlich von Kouvola gelegene Mustila Arboretum beeindruckt das ganze Jahr hindurch. Unzählige Pfade schlängeln sich durch das 120 Hektar große Gelände; drei ausgeschilderte Spazierwege von eineinhalb bis drei Kilometern Länge führen an den zentralen Bereichen des Parks vorbei. Dieser wurde 1902 angelegt, als Versuchsgrund für exotische Bäume. 

Repovesi-Nationalpark

Wandern, Fahrradfahren, auf Kanutour gehen, klettern, im Baumzelt oder in einem Holz-Shelter schlafen – der Repovesi-Nationalpark nördlich von Kouvola ist die Adresse für Draußenaktivitäten. Hier balanciert man über eine Hängebrücke, genießt die Morgenstille am See oder sitzt bis tief in die Nacht auf einem der ausgewiesenen Lagerplätze am Feuer. Ob als Familie oder alleine, ob für die entspannte Nachmittagsrunde oder eine mehrtägige Outdoor-Auszeit: Der Repovesi-Nationalpark bietet zu Wasser und zu Land ausgeschilderte Routen unterschiedlicher Länge.

Mehr über den Repovesi-Nationalpark findet Ihr hier.

Der Fluss Kymijoki

An Kouvola vorbei schlängelt sich der Fluss Kymijoki. Der ist vor allem Anglern ein Begriff: Ab Juni stehen die Chancen auf einen Lachsfang gut. Auch Meerforellen, Hechte und Felchen gehören zum Angebot des aus Mittelfinnland kommenden Flusses, der bei Kotka schließlich in den Finnischen Meerbusen mündet. Besonders beliebt ist der Kymijoki mit seinen Stromschnellen als Revier fürs Fliegenfischen. Und für mehr Action auf dem Wasser gibt’s, neben den geführten Angel-Ausflügen, auch Packrafting-Touren.

Tykkimäki Sauna

Natürlich darf die wohl finnischste aller finnischen Entspannungsformen bei einem Besuch in Kouvola nicht fehlen: Zum Saunieren geht es in die erst 2017 eröffnete Tykkimäki Sauna. Die liegt etwa zehn Autominuten vom Stadtzentrum entfernt, direkt an einem See. Ganzjährig geöffnet und mit Zusatzangeboten wie SUP-Verleih oder Winteraktivitäten ist auch Tykkimäki ein Ziel, das man gerne mehrmals besucht. Nicht zuletzt, weil es neben der Sauna auch noch den Wasser- und den Vergnügungspark Tykkimäki gibt… 

Wer nach so viel Kultur, Kunst und Draußenzeit schließlich wieder nach Kouvola zurückkehrt, sollte noch ausreichend Zeit fürs Museumsviertel einplanen: Neben dem Kunstmuseum gibt’s hier nämlich noch ein Radio- und ein Modelleisenbahnmuseum und das Stadtmuseum beherbergt unter seinem Dach zehn lokale Museen, darunter ein Feuerwehr-, ein Apotheken- und ein Schulmuseum. Spätestens jetzt also hat das vermeintlich gesichtslose Kouvola sein vielfältiges Profil gezeigt und auch, dass dieser Geheimtipp aus Natur, Kultur und Historie mehr als nur einen kleinen Abstecher lohnt!

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NORDIS Redaktion

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