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Zwei Nationalparks auf einen Streich: Liesjärvi und Torronsuo


Auf unserem Weg von oder nach Helsinki über die Staatsstraße 2 haben wir sie bereits häufig gesehen: Die Hinweistafeln, die den Weg zu den in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gelegenen Nationalparks Liesjärvi und Torronsuo nahe der südfinnischen Gemeinde Tammela weisen. Eigentlich müsste man mal einen Stopp einlegen und sich die Zeit nehmen, sie zu erkunden, haben wir jedes Mal gedacht – nur, um dann doch weiterzufahren. Nun soll es aber endlich so weit sein.

Mit 22 beziehungsweise 30 km² Fläche gehören Liesjärvi und Torronsuo zu den eher kleineren Nationalparks. Für Ausflügler gilt es zu beachten, dass in beiden Parks einige Gebiete zur Brutzeit der Zugvögel von Anfang April bis Mitte Juli nicht zugänglich sind; die markierten Wanderwege sind davon aber nicht betroffen. Der Nationalpark Torronsuo ist zudem nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Rund um Korteniemi perinnetila

Zunächst steuern wir den etwas südlicheren Liesjärvi Nationalpark an und beginnen unseren Ausflug am Parkplatz Korteniemi. Von dort aus ist es nur ein kurzer Spaziergang zum gleichnamigen traditionellen Hof. Korteniemen perinnetila, so der finnischsprachige Name, macht Besucher mit dem Landleben Anfang des 20. Jahrhunderts vertraut. Zwischen den alten Holzhäusern scharren einige Hühner und im Unterstand auf der Weide dösen Schafe, von denen eines sich bereitwillig streicheln lässt. Auf den Feldern wachsen unter anderem Kartoffeln. Auch im ehemaligen Wohnhaus gibt es einiges zu entdecken: den Webstuhl und den großen Ofen in der Stube zum Beispiel oder das ruisreikäleipä (Roggenbrot mit Loch), das auf Stangen gesteckt zur Aufbewahrung unter der Decke hängt. Im Sommer finden hier regelmäßig Veranstaltungen statt, im Rahmen derer man sich selbst an den auf dem Hof anfallenden Arbeiten beteiligen kann

Korteniemen perinnetila ist zugleich Ausgangspunkt mehrerer Rundwanderwege. Wer ihnen folgt, wird unterwegs auch noch den Kühen und Pferden des Hofes begegnen. Anfangs folgen übrigens alle bei Kortenniemi startenden Pfade derselben Strecke wie der Hämeen Ilvesreitti, ein Wanderweg, der sowohl durch Liesjärvi als auch durch Torronsuo führt und somit beide Nationalparks miteinander verbindet.

Für einen kurzen nicht zu anspruchsvollen Ausflug bietet sich Ahonnokan luontopolku an. Hinweistafeln am Wegesrand informieren auf Finnisch und Englisch über die Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark. Hin und wieder blitzt der namensgebende See Liesjärvi zwischen den Bäumen auf, der allerdings abgesehen von einigen Uferabschnitten und Inseln selbst nicht Teil des Nationalparks ist. Schließlich gelangen wir an einen Aussichtspunkt, von dem aus sich der Blick auf die herrliche Seenlandschaft öffnet.

Anschließend wollen wir den 3,1 km langen Punatulkun polku erkunden. Den als Markierung dienenden roten Rauten folgend gelangen wir bald in dichteren Wald. Schilder warnen vor der Gefahr durch verrottende Bäume und tatsächlich versperren immer wieder umgestürzte Stämme den Weg. Diese Hindernisse müssen wir meist durch Herüberklettern überwinden. Unterwegs begegnen wir nur wenigen anderen Menschen und oft ist das Knarzen der alten Bäume im Wind das einzige Geräusch, das wir hören.

Nach dieser Runde macht sich Hunger bemerkbar, der sich nicht mehr allein mit direkt vom Busch gepflückten Blaubeeren stillen lässt – Zeit für eine kurze Pause, bevor wir uns den mit seinen 5 km etwas längeren Pohjantikan polku vornehmen. Landschaftlich unterscheiden sich Punatulkun und Pohjantikan polku trotz unterschiedlicher Wegführung kaum voneinander.

Abstecher in den Torronsuo Sumpf

Als auch dieser Pfad von uns abgelaufen ist, gilt es zu entscheiden: Wollen wir noch einen der anderen Parkplätze ansteuern und weitere Wanderwege im Liesjärvi Nationalpark erkunden? Nach so viel Wald heute steht uns der Sinn nun eher nach einer ganz anderen Landschaft, sodass wir aufbrechen zum etwa zehn Kilometer entfernten Torronsuo Nationalpark. Dieser besteht fast ausschließlich aus Sumpfgebiet: der Torronsuo ist der größte naturbelassene Sumpf Südfinnlands und weist zugleich mit stellenweise mehr als zwölf Metern eine der dicksten Torfschichten des Landes auf.

Vom Parkplatz Kiljamo aus führen zwei barrierefreie Wege zu Aussichtsplattformen, von denen aus sich die Weite des Torronsuo Sumpfes bewundern lässt. Auf dem 1,7 km langen Rundweg Kiljamonkierros läuft man dagegen ein gutes Stück über Holzplanken durch den Sumpf. Das Kennungszeichen des Nationalparks zieren übrigens Cranberrys – ein Hinweis darauf, dass es sich lohnen könnte, unterwegs nach den Beeren Ausschau zu halten? Dafür sind wir sind wohl zur falschen Jahreszeit hier. Entlang des Weges sehen wir zumindest einige Moltebeeren, die allerdings noch nicht ganz reif sind. Andernfalls wären sie sicher auch schon vernascht worden.

Der Rundweg führt nicht nur am ebenfalls barrierefreien Rastplatz mit Trockentoilette und überdachter Feuerstelle vorbei, sondern auch an einem Aussichtsturm. Über schmale Holztreppen geht es 17 m steil nach oben. Von dort können wir eine ungehinderte Rundumsicht auf den Torronsuo und die ihn umgebenden Wälder genießen. Nach dieser Verschnaufpause sind die letzten paar hundert Meter zum Auto schnell zurückgelegt.

Angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit und der Tatsache, dass unser Proviant aufgebraucht ist, müssen wir leider darauf verzichten, den Torronsuo auf weiteren Routen zu durchqueren. So bleibt der deutlich längere Rundweg Suotaival vorerst auf unserer To-Do-Liste stehen. Auch Kyynäränharju, den eigentlichen Höhepunkt im Liesjärvi Nationalpark, haben wir diesmal noch nicht gesehen. Das werden wir sicher bei nächster Gelegenheit nachholen, denn eines ist klar geworden: Ein Tagesausflug ist bei weitem nicht genug, um beide Nationalparks in all ihren Facetten zu erleben.


Über den Autor

Finnpottblog

Auf unserem zweisprachigen Blog halten wir – das sind Miriam und Ristomatti – unsere Familien und Bekannten in Deutschland und Finnland auf dem Laufenden. Besonders gerne berichten wir von unseren Reisen in den Norden und unseren Erfahrungen dabei, finnische Rezepte in der heimischen Küche auszuprobieren. Daneben spielen auch Phänomene der finnischen Sprache immer wieder eine wichtige Rolle bei uns.

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