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Nachtzug nach Rovaniemi

Von Turku nach Finnisch Lappland


In Finnland feiere ich eine Premiere. Während meiner Fahrt mit dem Nachtzug nach Rovaniemi übernachte ich zum ersten Mal in einem Schlafwagen. In meinen Träumen habe ich mir das schon oft vorgestellt: ein Zug, der mich sanft in den Schlaf schaukelt, so dass ich bis zu meiner Ankunft friedlich schlummere.

Weil ich auch taghelle Sommernächte am Polarkreis erleben will, buche ich mein Zugabenteuer schon Anfang des Jahres. Je früher du dir das Ticket besorgst, desto günstiger wird es. Diese Regel gilt in Finnland genauso wie in Deutschland.

Nachtzug nach Rovaniemi erst ab Tampere

Umstieg in Tampere

Am Freitag vor Mittsommer ist es endlich so weit: Mit der Viking-Fähre mache ich als erstes eine elfstündige Mini-Kreuzfahrt von Stockholm nach Turku. Hier beginnt meine Reise mit dem Nachtzug nach Rovaniemi. Praktischerweise trennt mich vom Fähranleger nur ein kurzer Fußmarsch, während Schiff und Bahn perfekt getaktet sind. Die Fähre aus Schweden kommt gegen 19:45 Uhr an und der Zug fährt 35 Minuten später ab. Beide Verkehrsmittel sind ausgesprochen pünktlich!

Es ist jedoch keine direkte Verbindung nach Lappland. Mit dem Schlafwagen reise ich erst nach einem Umstieg in Tampere. Bei der Online-Buchung bietet mir die finnische Bahn übrigens schon ab Turku ein Schlafwagen-Abteil an – natürlich zu einem deutlich höheren Preis als im Sitzwagen! Will ich während der anderthalbstündigen Zugfahrt wirklich schlafen? Sicher nicht! Also ändere ich die Buchung vor dem Abschluss und spare Geld.

Essensgutschein für Abteiltausch

Als ich kurz vor 23 Uhr am Bahnhof von Tampere ankomme, steht der Nachtzug nach Rovaniemi mit Weiterfahrt nach Kemijärvi bereits an einem der Nachbargleise. Doch was ist das, als ich mein Schlafabteil beziehen will? Zwei junge Männer fläzen sich leicht bekleidet auf den Etagenbetten! Der Schaffner kommt herbeigeeilt und erklärt es mir: Die Herren wünschen eine Verbindungstür zu ihren Freunden. Dann führt er mich zwei Abteile weiter und drückt mir einen Essensgutschein im Wert von acht Euro in die Hand – als Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, die in meinen Augen keine sind. Schließlich sieht das Abteil genauso aus wie das, in dem es sich die Jungs gemütlich gemacht haben.

Trotzdem handelt es sich um eine glückliche Fügung: Im Zugrestaurant bekomme ich für etwas weniger als acht Euro ein belegtes Roggenbrötchen und ein Päckchen Orangensaft für mein Frühstück am nächsten Morgen. In Dankbarkeit gehe ich schlafen.

Kaum Schlaf im Schlafwagen

Ankunft Rovaniemi

Schlafen? Schön wäre es! Obwohl ich mir Stöpsel in die Ohren gesteckt habe, höre ich wegen der dünnen Wände im Schlafwagen die ausgelassene Stimmung der Männer im Nachbarabteil. Das Schaukeln und die Härte der Matratze tun den Rest, um mir fast die ganze Nacht den Schlaf zu rauben. Während zwischen meinen früheren Schlafwagen-Vorstellungen und der Realität Welten auseinanderklaffen, veranstaltet die Männergruppe von nebenan auf der Gemeinschaftstoilette ein Papierchaos. Zum Waschen gibt es Duschräume für alle Mitreisenden, doch auf deren Benutzung verzichte ich beim Anblick der Unordnung gerne. Mein Zimmer in Rovaniemi ist ja bereits nah.

Pünktlich um 7:20 Uhr kommt der Nachtzug an meinem Reiseziel an. Auf die finnische Bahn ist Verlass! Das bestätigt mir auch Blogger-Kollege René Schwarz von FinnTouch, mit dem ich auf der Rückfahrt ein paar Sprachnachrichten austausche. Mit Zügen in Finnland habe er immer Glück gehabt, berichtet er mir und ich stimme ihm zu. Für Nachtfahrten bin ich wahrscheinlich nur zu sensibel.

En-Suite-Abteile im Nachtzug Rovaniemi Turku

Nach einer Übernachtung in Rovaniemi trete ich am Abend des nächsten Tages die Rückfahrt mit einem direkten Nachtzug nach Turku an. Eigentlich fährt er nach Helsinki, doch in Tampere werden einige Wagons abgekoppelt. Vor der Abreise heizt die Sonne den Zug am Gleis kräftig auf. Dann fällt in einigen Schlafwagenabteilen auch noch die Klimaanlage aus, später ebenfalls das WLAN.

Als ich mich schon darauf eingestellt habe, dass Sauna bei dieser Tour inklusive ist, schickt mich die Schaffnerin bei der Fahrkartenkontrolle wie selbstverständlich in ein anderes Abteil – zwei Wagons weiter. Die finnischen Schlafwagen sind Doppeldecker mit Luxusabteilen auf der höheren Ebene. In solch ein Abteil darf ich ziehen und das bedeutet, dass es mit einem kleinen Badezimmer mit Toilette ausgestattet ist. Keine wüsten Typen mehr, mit denen ich mir das WC teile! Über das Gratis-Upgrade bin ich megaglücklich.

Obwohl das En-Suite-Abteil genauso hellhörig ist und die Matratze so dünn wie in den unteren Abteilen, schlafe ich wesentlich besser als auf der Hinfahrt mit dem Nachtzug nach Rovaniemi. Außerdem bringt mich dieser Zug pünktlich zum Hafen von Turku, wo ich gleich für die Überfahrt nach Stockholm einchecke. Somit hat alles bestens geklappt und ohne die kleinen Unebenheiten wäre die Reise sicher nur halb so interessant gewesen!

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Über den Autor

Annika Senger

Annika Senger betreibt seit 2017 den Reiseblog Reise-Liebe, auf dem sie regelmäßig über ihre Erlebnisse im hohen Norden berichtet. Seit sie Ende 2020 ihre Zelte in Deutschland abgebrochen hat, hält sich die digitale Nomadin gerne länger in Skandinavien auf und liebt es, in der nordischen Natur abzutauchen. Neben dem Bloggen ist sie passionierte Videofilmerin.

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