Finnland Städtetrips

Von Holzhäusern und Stadtnatur

Unterwegs in der Saimaa-Stadt Varkaus

Varkaus ist anders. Die 20.000 Einwohner-Stadt im nördlichen Gebiet von Finnlands größtem See, dem Saimaa, ist geprägt von ihrer industriellen Vergangenheit. Dabei liegen Fabrikgebäude und grüne Oasen so nah beieinander, dass man die Kontraste von Varkaus wunderbar zu Fuß erkunden kann.

Ich stehe auf der Dachterrasse des Wasserturms „Torni” und überblicke ein Ensemble aus geradlinig angelegten Straßen, bunten Holzhäusern, Schornsteinen, Wald und Wasser. Vom Café hier oben aus lässt sich die Stadt gut erfassen. Ich beschließe, mich erst einmal auf den Weg nach „Alt Varkaus” zu machen. Dort, wo einst die Arbeiter der Holzfabrik gewohnt haben, halten heute Kunst, Kultur, kreative Start-Ups und Cafés Einzug. Die von außen grauen, blauen und gelben Holzhäuser werden wieder mit Leben gefüllt. Dazu gehört auch eine Künstlerresidenz. Im Kulturhaus „Taideniitty” kann man sogar Schamanentrommeln erwerben. Und in den Innenhöfen toben die Kinder von Gästen und Einheimischen.

Auf den Spuren der Vergangenheit

Seit diesem Sommer werden nicht nur Räume neu bespielt: Es gibt eine App, die einen auf Finnisch und Englisch durch das alte Varkaus leitet. So wandelt man auf den Spuren des einstigen Papierfabrikanten Walter Ahlström und des berühmten Architekten Alvar Aalto, der die Industriestadt samt Wohnungen, Schule und Krankenhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfen hat, durch die Stadt. Mithilfe der „Augmented Reality”-Technik wird man so richtig hineinversetzt in „Alt Varkaus”, seine Orte und seine Geschichten. Ein spannendes Erlebnis!

Musikgenuss besonderer Art

Spannend wird es auch im „Museum für mechanische Musik”. Auf Deutsch und Finnisch führt Besitzer und Showmaster Pawel Kempf seine Reisegruppe durch zwei Stockwerke, acht Säle und etliche Epochen, aus denen Vorsatzklaviere, Tischdrehorgeln und Grammophone hervorgingen. Pawel kurbelt, singt, lacht und hüpft von einer Kuriosität zur nächsten. Laut und leise, groß und klein – es scheint nichts zu geben, was es hier im Museum nicht gibt. Kempf singt gegen ein Akkordeonklavier an, lässt einen roten Spielzeugbus über eine Schallplatte flitzen und ein altes finnisches Lied von einer Lochplatte erklingen.

Kaffee und Kuchen im Grünen

Varkaus überrascht mich. Nach der rasanten Reise durch ein Stück Musikgeschichte ist mir jetzt nach Ruhe und Entspannung. Ich spaziere zur Insel Kämäri und weiter zum Taipale-Kanal. Hier bin ich von Grün umgeben, betrachte die Wasserstrudel der Ämmäkoski-Stromschnellen und bin gespannt, ob ich vielleicht sogar einen Otter, das Wappentier von Varkaus, erspähe… Das gelingt heute nicht. Dafür habe ich ein weiteres Entspannungsziel: Im „Musiikkikahvila Kukkakeidas” gibt es selbstgebackene Torten – und nochmal ein bisschen Musik. Die Studentin Eerika Nissilä betreibt das Sommercafé zusammen mit ihren beiden Schwestern. Das Besondere: Die jungen Frauen versuchen, für jeden Gast zumindest für einen kleinen Augenblick zu musizieren. Sie spielen Klavier und Violine und führen einen historischen Backstein-Ort weiter, der vor ihnen zuletzt als Kunstschmiede gedient hat. Die Feuerstelle im Café-Raum zeugt noch davon. Direkt neben dem Café teilen sich ein paar Schafe ein Stück Grün mit Hühnern und Kaninchen. Was für ein friedvoller Ort! Ich bleibe noch ein bisschen. Morgen ist auch noch ein Tag. Für Varkaus und für einen kleinen Ausflug: Die Nationalparks Linnansaari und Kolovesi sind nicht weit entfernt…


Info:
Mehr zur Anreise nach Varkaus und zu Aktivitäten, Übernachtung und Gastronomie in Varkaus gibt es unter www.visitvarkaus.fi/en und in der Nordis-Ausgabe 5/2022.

Text: Andrea C. Bayer

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